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Zeit zum Handeln

Die Anleger wissen um die Misere. Dauerhaft niedrige Zinsen auf Bankguthaben, gesunkene Wertpapierrenditen kombiniert mit einer leicht anziehenden Inflationsrate haben die reale Gesamtrendite der Privathaushalte erstmals seit sechs Jahren wieder negativ werden lassen. Mit anderen Worten: Wer nichts mit seinem Geld unternimmt, verliert sein Vermögen durch Nichtstun.

Von Lars Brandau

Konkret beträgt die Rendite für die Anlagevermögen in Deutschland derzeit minus 0,8 Prozent. Dieses Ergebnis ist dem jüngsten Monatsbericht der Bundesbank zu entnehmen. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr hatte die reale Gesamtrendite noch bei 1,4 Prozent gelegen. Welche Schlüsse lassen sich nun daraus ableiten?

Sparer müssen, allein schon um ihr Vermögen zu halten, mehr ins Risiko gehen. Zu stark sind die Wirkungen der niedrigen Zinsen kombiniert mit den weiteren Faktoren. Da eine ernsthafte Zinswende in Euroland noch nicht zu erkennen ist, heißt das für viele Anleger die Suche nach Rendite am Kapitalmarkt. Laut Deutschem Aktieninstitut (DAI) sind bis dato allerdings nur 15 Prozent aller Bundesbürger am Kapitalmarkt investiert. An dieser Stelle muss daher endlich ein Umdenken in den Köpfen stattfinden. Ansonsten lassen sich Verluste auf Einlagen nicht mit möglichen Gewinnen am Kapitalmarkt ausgleichen. Nun mögen sich viele potenzielle Anleger fragen, wie sie angesichts der diversen Krisenherden (US-Handelsstreit, Türkei- oder Italien-Krise) Vertrauen fassen und entsprechend investieren können.

Neben der Direktanlage Aktie sollten sie durchaus einen Blick auf das Universum der strukturierten Wertpapiere werfen. Auch in schwankungsreicheren Zeiten gibt es renditestarke Produktlösungen. So beispielsweise mit Discount-Zertifikaten. Diese gewähren einen Abschlag (Discount) auf den aktuellen Kurs des Basiswerts. Somit werden wiederum mögliche Kursverluste des Basiswertes abgefedert. Im Gegenzug ist die Teilhabe an einem Kursanstieg durch den sogenannten Cap begrenzt. Eine Alternative könnten Aktienanleihen sein, bei denen unabhängig von der Wertentwicklung des Basiswerts ein Zinsbetrag zur Auszahlung kommt.

Defensivere Produkte zeichnen sich beispielsweise durch größere Puffer und eine hohe Emittentenbonität aus. Im Teilschutz-Segment bieten sich mitunter auch Express-Papiere an, deren investiertes Volumen per 30. Juni 2018 auf 14,3 Milliarden Euro geklettert ist. Bei diesen Produkten erfolgt eine vorzeitige Rückzahlung, wenn der Kurs des Basiswerts an einem der Bewertungstage auf oder über einer definierten Tilgungsschwelle liegt. Voraussetzung ist, dass eine seitwärts tendierende oder moderat steigende Entwicklung des Basiswerts erwartet wird.

Für viele Anleger gilt es jetzt zu handeln. Entweder sie entscheiden sich dafür, weitere Ertragsmöglichkeiten ins Auge zu fassen und dabei etwas mehr ins Risiko zu gehen, oder sie nehmen es einfach hin, im aktuellen Niedrigzinsumfeld Geld zu verlieren.

Lars Brandau ist Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbandes.

01.09.2018 | 11:43

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