Michael Sen (l.), Chef von Fresenius, im Gespräch mit Verleger Wolfram Weimer auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel (Foto: WEIMER MEDIA GROUP).



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Zurück zur Apotheke der Welt

Fresenius-Chef Michael Sen fordert von der Bundesregierung eine Wirtschaftspolitik, die die Gesundheitsbranche als Industrie auffasst und nicht nur als Kostenblock in den Sozialsystemen.
 
Michael Sen hat eine der schwierigsten Aufgaben als Chef eines Unternehmens im Deutschen Aktienindex Dax: Er soll Fresenius, einen der größten deutschen Gesundheitskonzerne neu aufstellen und für die Zukunft fit machen. Investoren haben seinen Antritt bereits belohnt, der Aktienkurs steigt. Sen macht offenbar vieles richtig. Er wünscht sich allerdings mehr Unterstützung der Politik für die Gesundheitsbranche.

Sie sei eine der wichtigsten Wirtschaftszweige bei Produktion, Mitarbeitern und Export, sagte der Topmanager auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee. Es wäre gut, wenn die Politik Gesundheit wieder als Industrie begreife und seine Wirtschaftspolitik entsprechend ausrichte. Derzeit werde Gesundheit vor allem als Kostenfaktor im Sozialsystem gesehen, sagte Sen. Das habe zu einer sehr ökonomisch getriebenen Arbeitsteilung der Welt geführt – mit einer starken Abhängigkeit. Sen spielte auf die deutsche Gesundheitspolitik an, die vor allem versucht, die Kosten des Gesundheitssystems im Griff zu behalten. Sparverhandlungen und Preisdeckel sind die Stichworte.
 
„Die Welt ist unsere Bühne“

„Ich finde die Ambition gut, wieder Apotheke der Welt zu werden“, sagte der Fresenius-Chef. Den Status hatte Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch Fresenius hat enge Bindungen: Der Gesundheitskonzern entwickelte sich aus der Hirsch-Apotheke in Frankfurt/Main, Gründungsjahr ist 1789. Heute ist der Konzern mit Sitz im hessischen Bad Homburg international tätig. „Die Welt ist unsere Bühne“, sagte Sen. Zum Konzern gehören der ebenfalls im Dax notierte Weltmarktführer für Dialyse, Fresenius Medical Care (FMC), Fresenius Kabi (Medikamente und Medizinprodukte für Transfusion und Infusion sowie klinische Ernährung) und die Krankenhauskette Helios.

Fresenius gehört der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung. Sen will FMC aus dem Konzernverbund herauslösen. Das Unternehmen ist angeschlagen und wird derzeit voll bilanziert. Künftig sollen nur noch Gewinne oder Verluste anteilig verbucht werden. Sen versprach Sen übernahm den Chefposten am 1. Oktober von Stephan Sturm, der bereits versucht hatte, die komplizierte Konzernstruktur aufzubrechen, aber nach einer Gewinnwarnung den Rückhalt im Aufsichtsrat verloren hatte. Sen leitete vorher Fresenius Kabi. Zuvor war der Manager unter anderem Finanzchef von Eon und Vorstandsmitglied bei Siemens.

Björn Hartmann

03.05.2023 | 12:04

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