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Aixtron-Übernahme wackelt

Der chinesische Investor Grand Chip plant die Übernahme von Aixtron für 676 Millionen Euro. Doch nun kommen Bedenken aus den USA. Der Chip-Anlagenbauer, der einst an der RWTH Aachen gegründet wurde, ist derart systemrelevant, dass das letzte Wort in diesem Fall bei US-Präsident Barack Obama liegen könnte. Wenn die Fusion nicht vorher schon mausetot ist.

Der Widerstand gegen die Übernahme des deutschen Chipanlagen-Bauers durch einen chinesischen Investor ist politisch. Die US-Behörde CFIUS hat nach Angaben von Aixtron beiden Firmen mitgeteilt, es gebe ungelöste nationale US-Sicherheitsbedenken gegen den Zusammenschluss. Deshalb sei Aixtron nahegelegt worden, von der Fusion Abstand zu nehmen. Andernfalls werde dem US-Präsidenten, der in der Sache das letzte Wort hat, empfohlen, die Freigabe nicht zu erteilen. Die US-Behörde CFIUS hat die Aufgabe, Übernahmen mit Blick auf Folgen für die nationale Sicherheit zu prüfen.

Der Investor Grand Chip Investment (GCI) und Aixtron hätten aber, so das Handelsblatt, entschieden, der Rücknahmeempfehlung nicht zu folgen. Der US-Präsident habe nun 15 Tage Zeit, über das Vorhaben zu entscheiden. GCI und Aixtron würden weiter aktiv im Verhandlungswege nach Möglichkeiten suchen, die US-Sicherheitsbedenken auszuräumen.

Nach Einschätzung aus Branchenkreisen ist mit dem Einspruch der US-Behörde die Übernahme von Aixtron so gut wie gescheitert. Ob Präsident Barack Obama die Entscheidung seiner Behörde in den kommenden 15 Tagen noch einmal kippen werde, sei mehr als fraglich, heißt es. Aixtron werde zwar noch einmal alles versuchen und erst einmal das Votum des Bundeswirtschaftsministeriums abwarten – aber die Hoffnung, den Verkauf doch noch durchzusetzen, sinkt in Richtung Null.

Im Handelsblatt berichtet Martin Wocher über Branchen- und Insider-Meinungen zu den US-Stolpersteinen bezüglich der Aixtron-Fusion: Die ganze Vorgehensweise sei überaus dubios und gefährde auf lange Sicht auch den Wirtschaftsstandort Deutschland. Schließlich habe Aixtron jahrelang ohne Einwände seine Maschinen nach Asien und nac China geliefert. Jetzt plötzlich zu behaupten, bei diesen Aktivitäten sei dort zu viel Wissen angehäuft worden, um jetzt den Verkauf der ganzen Firma an einen chinesischen Investor genhemigen zu können: das sei mehr als fraglich.

Rückblick: Grand Chip will den angeschlagenen Chipanlagenbauer aus Nordrhein-Westfalen für 676 Millionen Euro kaufen. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte aber im Oktober eine bereits erteilte Genehmigung des Vorhabens zurückgezogen und eine monatelange Prüfung angekündigt. Auslöser sollen Medienberichten zufolge US-Geheimdienste gewesen sein, die die hiesige Behörde über einen möglichen militärischen Einsatz der Halbleiter informiert hätten, die auf Aixtron-Anlagen produziert werden. Das Ministerium hatte lediglich erklärt, es habe sicherheitsrelevante Informationen erhalten, die bis dato nicht bekannt gewesen seien. Aixtron hatte indes mögliche Sicherheitsbedenken zurückgewiesen und erklärt, 30 Jahre lang seien für Aixtron-Anlagen Exportgenehmigungen erteilt worden. In China stünden heute hunderte solcher Anlagen, die von Aixtron und auch dem US-Konkurrenten Veeco stammten.

Aixtron steht nun vor einem großen Problem, denn im Tagesgeschäft schreibt das Hightech-Unternehmen, das seinen Aitz in Herzogenrath bei aachen hat, rote Zahlen. Ein Teilverkauf kommt nun infrage. Welcher Bereich davon betroffen sein könnte und wie viele Arbeitsplätze das kosten könnte – das ist völlig offen.

Aber um einen derartigen Schritt wird Aixtron kaum herumkommen. Nur sehr selten werden Fusionsvorhaben in den USA unmittelbar stoppt. Üblich ist es, dass die beteiligten Firmen über den Widerstand der Behörde informiert und dann selbst den Antrag auf Genehmigung der Übernahme zurückziehen. Eine Ankündigung der CFIUS wie jetzt im Falle Aixtron ist damit de facto stärker als ein frontales Verbot. Es sieht schlecht aus für Aixtron.

Doch das ist noch nicht alles. Aixtron dürfte nur ein erstes Unternehmen gewesen sein, das in die Mühlen der Politik gerät. Die zuständigen US-Behörden geben heißte Tips, die Regierung in Washington gibt unüberhörbare Hinweise, die deutsche Regierung hüpft im Takt, der in Washinton geschlagen wird, und das Unternehmen trägt die Konsequenzen. Die amerikanische Konkurrenz hat dann leichtes Spiel, den Markt zu übernehmen. Es sieht, so gesehen, auch nicht gut aus für den Standort Deutschland. sig

19.11.2016 | 13:00

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