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Amazon-Aktie knackt magische Marke

Ein Umsatzplus von 23 Prozent und 41 Prozent mehr Gewinn: Amazon übertrifft mit seinen Quartalszahlen sämtliche Erwartungen der Analysten. Die Aktie befindet sich auf Rekordniveau und nimmt die 1000-Dollar-Marke. Doch Amazon-Chef Jeff Bezos gibt sich mit dem aktuellen Erfolg nicht zufrieden und will noch höher hinaus.

Amazon? Das ist doch ein Internetanbieter, bei dem man online Bücher und CDs kaufen kann und die dann per Päckchen nach Hause geliefert werden. Das war einst – und ist es vermutlich bei vielen Menschen noch immer – die erste Assoziation mit dem Unternehmen aus Seattle. Doch Amazon ist inzwischen weit mehr als ein Online-Versandhändler. Das 1994 gegründete Unternehmen stellt Computer-Tablets her, bietet Musik und Filme über eine Onlineplattform an und ist seit Neustem dank des persönlichen Assistenten Alexa, der eine Audio-Schnittstelle zu diversen Internetdiensten bietet, sogar in den Wohnzimmern seiner Kunden omnipräsent.

Alles richtig – und trotzdem weit gefehlt. Das große Geld verdient Amazon in einer Sparte, an die vermutlich die wenigsten im Zusammenhang mit dem Innovationstreiber denken, und deren Sexappeal verglichen mit sonstigen Unternehmensbereichen eher dem eines in Star-Wars-Schlafanzug wandelnden IT-Nerds gleicht. Die Rede ist von Amazon Web Services (AWS), einer farblosen und unscheinbar anmutenden Sparte für Cloud Computing. Das Geschäft funktioniert so, dass der US-Gigant an andere Unternehmen Speicher, Computerleistung und Software verkauft. Dafür bekommt Amazon viel Geld. Richtig viel Geld.

Zuletzt stieg der Umsatz dieser Sparte um sagenhafte 43 Prozent auf rund 3,66 Milliarden Dollar. Das sind zwar in Relation zum Gesamtumsatz des Unternehmens – der im erste Quartal des laufenden Jahres um 23 Prozent auf 35,7 Milliarden Dollar gesteigert werden konnte – „nur“ rund 10 Prozent. Betrachtet man aber den Gewinn, wird klar, welch gewichtige Rolle das Cloud Computing für Amazon spielt. 890 Millionen Euro fuhr diese Sparte in den abgelaufenen drei Monaten ein. Das sind circa 90 Prozent des gesamten operativen Ergebnisses von 1,01 Milliarden Dollar.

Die Ergebnisse stimmen Anleger froh

Doch nicht nur in puncto Umsatz und operativem Ergebnis schwebt Amazon aktuell auf Wolke Sieben. Auch der Nettogewinn schoss um beispiellose 41 Prozent auf 724 Millionen Dollar in die Höhe. Damit feiert der Internetriese inzwischen schon den achten Quartalsgewinn in Serie. Kritiker, die jahrelang Unternehmensverluste als Konsequenz einer auf kostspieligen Investitionen beruhenden Expansionspolitik beklagten, dürften angesichts dieser Erfolgsgeschichte endgültig verstummen.

Zumal der Ausblick in die Zukunft sich ebenfalls als verheißungsvoll darstellt. Im laufenden Quartal rechnet Amazon mit einem Umsatzplus zwischen 16 und 24 Prozent. Dabei soll das operative Ergebnis in einen Bereich zwischen 425 Millionen und 1,08 Milliarden Dollar hochgeschraubt werden. Dennoch will CEO Bezos, der als einer der reichsten Männer auf diesem Planeten privat eigene Raumschiffe bauen lässt und von Reisen ins Weltall träumt, nicht nur kassieren, sondern auch kräftig investieren. Sein Credo dabei lautet: „Wir können die Form und Fähigkeiten eines Großunternehmens haben und trotzdem den Spirit und das Herz einer kleinen Firma. Aber wir müssen uns dazu entscheiden.“ Die Umsetzung der Vision eines eigenen und schnellen Lieferdienstes, der neben Drohnen beispielsweise auch selbstfahrende Lieferwagen umfasst, steht dabei ganz oben auf der Agenda.

Was Alexa den Anlegern verspricht

Amazon will seinen Kunden künftig ein breitgefächertes Angebot an frischen Lebensmitteln machen – die Bestellungen zum Auffüllen des Kühlschranks könnten dabei künftig über Alexa geordert werden. Bis Mitte kommenden Jahres will der Online-Gigant zudem seine Lagerkapazitäten verstärken und somit neue Arbeitsplätze für Zehntausende schaffen- und zwar international: „Ich kann keine exakte Aufteilung der Investitionen nach geografischem Gebiet geben, aber ich würde sagen, dass ein Großteil der Expansion in Nordamerika bereits im letzten Jahr stattgefunden hat“, sagt CFO Brian Olsavsky und erklärt weiter: „Wir sehen, dass wir im Lauf der Zeit immer weiter ausbalancieren und globaler werden, während wir uns vorwärts bewegen.“

Derartige Investitionspläne scheinen sich auch an der Börse auszuzahlen. Die Amazon-Aktie befindet sich auf Rekordkurs und hat die 1.000-Dollar-Marke erstmals überschritten. Noch Anfang 2013 rangierten die Papiere um Bereich nahe 300 US-Dollar, ein Jahr später waren es gut 400 US-Dollar. Im Frühjahr 2015 ging es erstmals auf über 500 US-Dollar nach oben. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten gewannen die Titel circa 40 Prozent. Unglaublich, wenn man bedenkt, auf welchen Niveau sich der Kurs noch vor fünf Jahren befand. Damals war das Papier lediglich rund 200 Dollar wert.

Immer mehr Kunden lassen sich von Alexa, der Sprachassistentin, lenken. Und weil es immer mehr werden, steigen die Gewinne, das wiederum lässt die Anleger strahlen. Für die nahe Zukunft trauen viele Experten dem von Bezos gegründeten Unternehmen den ganz großen Wurf zu. Unter ihnen befindet sich auch Marketwatch-Kolumnist Cody Willard, der in Amazon den ersten „Billionen-Konzern“ der Welt wittert. Bislang gab es weltweit noch kein Unternehmen, das es auf eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Dollar brachte. Es bahnt sich Historisches an in Washington: Im US-Bundesstaat, wohlgemerkt.

Wim Weimer

02.06.2017 | 22:36

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