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Controlling in der Corona Krise: Szenario-basiert auf Sicht steuern – die Liquidität im Griff

Die Coronakrise hat Unternehmen in einen nicht zu erwartenden Existenzkampf gestürzt. Wieder einmal gilt: „Cash is King“. Es ist von der „Stunde des Controllings“ die Rede; jetzt bei der Krisenbewältigung – und dann auch nach der Krise – dem Management als Business Partner zur Seite zu stehen. Es geht um schnelle, wirksame Entscheidungen, Liquiditätssicherung und Kostensenkung, ohne dabei die Basis für die Zeit nach der Krise zu zerstören.

Budgets müssen komplett überarbeitet sowie fortlaufend Forecasts in verschiedenen Szenarien erstellt werden. Unter höchstem Druck arbeiten Top-Management und Controlling, in einem engen Zeitrahmen sind adäquate Maßnahmen einzuleiten, damit die bedrohliche Situation nicht weiter eskaliert. Arbeiten am Limit ist angesagt; für eine bisher nicht absehbare Dauer. Jetzt zeigt sich, dass Controllern als „betriebswirtschaftliches Gewissen“ mit ihrer wirtschaftlichen Aussagekraft sowie Verantwortung für die Ergebnistransparenz im Zusammenspiel mit dem Management eine Schlüsselrolle zukommt.

Effektives Krisenmanagement dank vorausschauender Vorbereitung

Der Think Tank des ICV Internationaler Controller Verein, die ICV-Ideenwerkstatt, hat interessanterweise schon 2019 begonnen an seinem Schwerpunktthema „Controlling in Krisenzeiten“ zu arbeiten. Auch wenn es wirtschaftliche und weltpolitische Signale für eine Beschäftigung mit diesem Thema gab, war die Corona-Pandemie natürlich nicht vorherzusehen. Es lag die Überlegung zugrunde, gut vorbereitet zu sein für Zeiten nach dem Aufschwung, dem ganz sicher auch wieder ein Abschwung folgen würde. Aus der Automobilindustrie z.B. gab es bereits deutliche Signale. Erfahrungen aus der großen Finanzkrise 2008 bezogen die Vordenker in der ICV-Ideenwerkstatt in ihre konzeptionelle Arbeit ein.

Jetzt kann es sich erweisen, wie gut Unternehmen mit vorausschauend entwickelten Handlungsstrategien gerüstet sind, die in besseren Tagen „vorsorglich“ erdacht wurden. Das bestätigt auch eine Ende März durchgeführte Blitzumfrage zur Coronakrise des gemeinsam von ICV und WHU Otto Beisheim School of Management, Institut für Management und Controlling, initiierten ControllerPanels. Aus den über 500 Antworten wurde u.a. deutlich: Unternehmen mit einem effektiven Krisenmanagement zeichneten sich durch eine bessere Vorbereitung auf die Krise und eine höhere Chancenorientierung in der Krise aus. Vor allem Dienstleister und große Unternehmen fühlten sich auf Krisen wie die derzeitige vorbereitet. Die Stimmung unter den Mitarbeitern werde durch eine gute Vorbereitung auf Krisensituationen und ein effektives Krisenmanagement deutlich positiv beeinflusst.

Jetzt sind zentrale Controller-Kompetenzen gefragt

Die Auswertung der ControllerPanel-Umfrage wies ganz klar auf eine systemische Krise hin: Letztlich sind alle Unternehmen betroffen. Dabei kämpften sie mehr mit Absatzeinbrüchen als mit der Stabilität der Lieferketten oder Einschränkungen der Produktion. Vor allem kleinere und stärker von der Krise betroffene Unternehmen fuhren zum Umfragezeitpunkt komplett auf Sicht – mittel- und langfristige Überlegungen spielten kaum eine Rolle.

In dieser Krise sind die zentralen Kompetenzen der Controller gefragt. Im Reporting sind die Auswirkungen der Krise auf Ergebnis und Cash zeitnah zu berichten und kritische Entwicklungen aufzuzeigen. Durch Cash Management ist eine ausreichende Liquidität sicherzustellen.
Basierend auf den tiefen Kenntnissen der Kostenstrukturen erkennen Controller Einsparpotentiale und identifizieren jene Investitionen, die am ehesten verschoben werden können. Nicht zuletzt sind es die Controller, die die Fokussierung auf das Wesentliche sicherzustellen haben. Sollen in den Unternehmen die richtigen Maßnahmen ergriffen werden, ist ohne Zeit zu verlieren das Produktportfolio zu bewerten. Es muss z.B. Klarheit herrschen, mit welchen Produkten bzw. Leistungen Geld verdient wird und was evtl. großen Aufwand verursacht, ohne entsprechend großen Nutzen zu stiften. Beim Blick auf die Kosten gilt es, gute von schlechten Umsätzen zu unterscheiden.

In der Planung, selbst in der kurz- und mittelfristigen, herrschen große Unwägbarkeiten, die Einschläge unvorhergesehener Ereignisse nehmen zu und auch die gesetzlichen Regulierungen können sich täglich ändern. Forecasting und Planung sind also von monatlich bzw. vierteljährlich auf täglich bzw. wöchentlich umzustellen. Vielerorts werden kurzfristig Szenario-Techniken angepasst. So kann sehr schnell auf Veränderungen reagiert und letztlich Liquidität geschützt werden.

Zu den vielfältigen Sofortmaßnahmen zur Liquiditätssicherung gehören auch, die funktionale Leistungs-Kontinuität der Mitarbeiter zu sichern und natürlich die Optimierung des Working Capital.  Besonders aus dieser Fokussierung gewonnene Finanzierungsspielräume können helfen, eine drohende Verschuldung zu vermeiden oder wenigstens zu verringern.

Hilfe zur Selbsthilfe auch in der Controlling-Community


In diesen die Controller extrem fordernden Wochen steht auch der ICV Internationaler Controller Verein vor besonderen Herausforderungen. Das über Jahrzehnte gewachsene Expertennetzwerk spielt jetzt seine Stärken beim Erfahrungsaustausch und Knowhow-Transfer aus. „Von ICV-Praktikern für ICV-Praktiker“ ist eine Online-Kampagne überschrieben, in der Mitglieder Erfahrungswissen in der Community teilen. Dort werden für Controllerinnen und Controller aktuelle Herausforderungen z.B. zu rechtlichen Fragen (Compliance), zum Working Capital Management, zur Unternehmensbewertung und -planung bis hin zur Geschäftstätigkeit in russischen Niederlassungen behandelt.

Die ICV-Ideenwerkstatt stellt neueste Erkenntnisse zum „Management der aktuellen Krise und der Rolle der Controller“ vor, ICV-Firmenmitglieder wie etwa Roland Berger teilen ihr Wissen in Webinaren, überschrieben mit: „Die Krise als Beschleuniger für Veränderungen – Industrieimplikationen („New Normal“), Chancen und Veränderungsnotwendigkeiten“ bzw. „Die Krise als Katalysator für Veränderungen – Blaupause und Stellhebel für eine erfolgreiche Transition zum ‚New Normal‘“.

Die ICV-Website www.icv-controlling.com und das ICV-ControllingBlog bewähren sich als geeignete Plattformen. Im Einklang mit den Social-Media-Kanälen des Vereins wird dafür gesorgt, dass engagierte Praktiker Erfahrungswissen teilen können und so im Netzwerk anhand von Best Practices gelernt und gegenseitige Unterstützung gegeben werden kann.


Autor: Hans-Peter Sander, Dipl.-Journalist, selbständiger Kommunikationsberater in Dießen am Ammersee; seit mehr als 20 Jahren berät er den ICV Internationaler Controller Verein in der Öffentlichkeitsarbeit sowie beim Community-Management und leitet das internationale ICV-Kommunikationsteam

11.05.2020 | 18:02

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