(Foto: bayernwerk)



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Der Wertstoffhof als Lern- und Begegnungszentrum

Architektin entwirft Modell für Wertstoffhof der Zukunft – Bayernwerk würdigt Franziska Häfele und ihr Projekt mit dem Kulturpreis Bayern.

Der Besuch beim Wertstoffhof ist für viele Menschen Routine: Sie können dort ausgediente oder beschädigte Gegenstände loswerden und wissen, dass diese dem Kreislauf der Wiederverwertung zugeführt werden. Auch wenn er nicht gerade zu den attraktivsten Plätzen einer Kommune gehört: Allein durch seine Funktion wird jeder Wertstoffhof unfreiwillig zum Begegnungszentrum. Warum diesen Effekt nicht ausbauen und nutzen? Diese Idee liegt der Masterarbeit von Franziska Häfele im Fach Architektur an der Hochschule München zugrunde. Darin entwirft sie einen modernen Wertstoffhof als Lern- und Begegnungszentrum, in dem nicht nur Wissen über Nachhaltigkeit und Wiederverwertung vermittelt wird, sondern Bürgerinnen und Bürger auch gebrauchte Gegenstände kaufen können. Für ihr Konzept samt Modell hat Franziska Häfele jetzt den Kulturpreis Bayern der Bayernwerk AG (Bayernwerk) erhalten. Sie ist eine von 33 Absolventinnen und Absolventen staatlicher Bayerischer Hochschulen und Universitäten, die am 12. November im Rahmen einer Übertragung per Livestream durch Bayernwerk-Vorstand Reimund Gotzel und den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler geehrt wurden. „Die ausgezeichneten Wissenschaftler geben dem Freistaat wertvolle Impulse. Sie erweitern unseren Horizont und schärfen unser Bewusstsein für gesellschaftliche Zusammenhänge. Sie festigen Bayerns Rolle als bedeutender Kunst- und Wissenschaftsstandort“, hob Reimund Gotzel, Vorstandsvorsitzender des Bayernwerks, die Leistung der Preisträgerinnen und Preisträger in der Sparte Wissenschaft hervor. Dotiert ist der Preis jeweils mit 2.000 Euro.

WERT Stoff Hof 4.0

„Nachhaltigkeit und Recycling sind wegweisende Pfeiler der Gesellschaft der Zukunft“, sagt Franziska Häfele. Sie ist überzeugt, dass es Orte braucht, an denen entsprechendes Wissen ausgetauscht und kreative Ideen ausgelebt werden können. Ihr architektonisches Model mutet an wie ein hochmodernes Begegnungszentrum. „In meinem Konzept geht es darum, kreativ zu werden, mit Menschen in Kontakt zu kommen und nachhaltiges Handeln zu praktizieren“, sagt die 25-jährige Architektin und ergänzt: „Die Wenigsten entsorgen ihre Konsumgüter richtig, wissen in welche Einzelteile sie zerlegbar sind oder aus welchen Rohstoffen sie bestehen. Die Vorgehensweise sollte lauten: Vermeiden vor Vermindern vor Verwerten.“ Sie beschreibt die Anlage als Wertstoffsammelstelle, Bauhof, Gebrauchtwarenkaufhaus und zugleich Lernort, an dem Bürgerinnen und Bürgern das Wiederverwerten nähergebracht wird. Die einzelnen Komplexe bilden zwar separate Teile des Gebäudes, sind aber auf verschiedenen „Levels“ miteinander verbunden. Der gesamte Gebäudekomplex des Wertstoffhofs besteht aus nachhaltigen und teils wiederverwertbaren Materialien wie etwa Profilbauglas aus eingeschmolzenen Altgläsern. Häfeles Konzept ermöglicht entweder die gemeinsame oder separate Nutzung der einzelnen Anlagen, die jeweils als eigene Baukörper auf unterschiedlichen Höhen angeordnet sind. Im theoretischen Teil erörtert Franziska Häfele die Notwendigkeit eines Wertstoffkreislaufs und hebt dessen Erklärungsbedarf hervor.

Traditionsreicher Preis

Seit mehr als 60 Jahren würdigt das Bayernwerk Erfolge in Wissenschaft und Kunst, seit 2005 verleiht es in Partnerschaft mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst den Kulturpreis Bayern. Er geht auf den Kulturpreis Ostbayern zurück, der erstmals im Jahr 1959 verliehen wurde. Der Kulturpreis Bayern in der Sparte Kunst und der Sonderpreis sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert, der Preis in der Sparte Wissenschaft mit je 2.000 Euro. Kulturpreisträgerinnen und Kulturpreisträger sind in diesem Jahr die Künstlerinnen Regina Hellwig-Schmid und Carolina Camilla Kreusch, der Schauspieler und Regisseur Arnd Rühlmann, die Opernsängerin Christa Mayer und die Schriftstellerin Michaela Karl. Den traditionellen Sonderpreis, den Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler verleiht, erhielt in diesem Jahr die Dirigentin, Pianistin und Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz. Die 5 Ausgezeichneten in der Sparte Kunst wählt eine Fachjury aus, während die 33 Preisträgerinnen und Preisträger der bayerischen Hochschulen und Universitäten von ihrer jeweiligen Institution benannt werden. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhalten außerdem den vom Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer geschaffenen „Gedankenblitz“.

26.11.2020 | 22:58

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