Markus Knoll, Geschäftsführer des Funkhauses Ortenau, koordiniert den MUT-Award (Foto: Funkhaus Ortenau).

Herzliches Willkommen: Simone Schindler (l.) von der Ukraine-Hilfe Pegasus begrüßt Paraskowia Gorchenko. Die Ukrainerin ist 91 Jahre alt und floh mit ihrer Tochter und ihrem Enkelsohn (Foto: Ukraine-Hilfe Pegasus).



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Die Mutmacher

Der MUT-Award zeichnet jeden Monat bemerkenswerte soziale Projekte bundesweit aus: Jüngster Preis geht an Ukraine-Hilfe Pegasus.

Sie kommen alleine oder mit ihrer Familie. Sie sind Mütter mit Kindern, Alleinstehende und ältere Ehepaare. Die Flucht weg vom Krieg in der Heimat ist das Einzige, das ihnen momentan Hoffnung schenkt. Sie sind in Schutterwald im Ortenaukreis (Baden-Württemberg) angekommen und dürfen bleiben – in Sicherheit. Die Ukraine-Hilfe Pegasus beherbergt Geflüchtete aus der Ukraine und sorgt dafür, dass sie in privaten Unterkünften ein neues – kurz- oder langfristiges – Zuhause finden. Dafür ist die Initiative nun mit dem MUT-Award ausgezeichnet worden. Der Preis wird jeden Monat an bemerkenswerte soziale Projekte bundesweit vergeben. Das Projekt rund um Leiter Markus Knoll, Geschäftsführender Gesellschafter des Funkhauses Ortenau, würdigt damit Mutmacher der Gesellschaft. „Die Helfer waren mit die ersten in der Region, die sich für die Ukraine engagiert haben“, berichtet Knoll.

Die Ukraine-Hilfe Pegasus geht aus der Jugendhilfe Pegasus hervor. Kurt und Lisa Schley, die die Jugendhilfe mit einem 80-köpfigen Team leiten, organisierten schon zu Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sehr engagagiert den Transport von Hilfsgütern und Sachspenden aus der Ortenau-Region an die polnische Grenze. Dabei blieb es nicht: Als die Helfer vor Ort waren, nahmen sie kurzerhand auch geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer auf dem Rückweg mit. Weil in der vollstationären Jugendhilfe mit Wohnheim Räume frei waren, bot sich die Möglichkeit. Unter den Geflüchteten war auch eine 90-jährige Frau, die gepflegt werden musste. „Es wurden schon über 60 Flüchtlinge untergebracht, die zum Großteil an Familien weitervermittelt wurden“, erklärt Dominik Merz, Redakteur des Funkhauses Ortenau. „Und das Projekt geht weiter.“

Nun folgte die Würdigung mit dem MUT-Award. Als Monatssieger ist die Ukraine-Hilfe Pegasus auf der Website www.mutaward.de als der nun 17. Gewinner des noch relativ jungen Preises aufgeführt. Der Award versteht sich als Auszeichnung für Bürgerinitiative und ehrenamtliches Engagement und würdigt beispielgebende Projekte. „Wir sind die Mutmacher“, sagt Knoll (52) als Koordinator des Preises. Ein Preis, der von der Vielfalt seiner Projekte lebt. Einmal war es das Bürgerforum Hallenbad Honau, einmal die Telefonseelsorge Ortenau, einmal Basteln mit Kindern trotz Corona. Der MUT-Award verfolgt das Prinzip „Kleine Taten mit großer Wirkung“: Es geht um Menschen von nebenan, die in ihrer Region etwas bewirken. Auch wenn das soziale Engagement sehr regional ausgerichtet ist, ist es nicht weniger wertvoll als eine bundesweite Initiative. Jeder, der sich mit einem interessanten Projekt für andere einsetzt, darf sich bewerben.

Mindestens 15 Bewerbungen erreichen Knoll und das Team des Funkhauses Ortenau, das das Hitradio Ohr und das Schwarzwaldradio beherbergt, jeden Monat. Daraus ermittelt die Jury den MUT-Award-Preisträger des Monats. Die Gewinner erhalten eine Urkunde, 500 Euro, ein Weinpaket und einen Mutmacher-Granat. Und eine ausführliche Berichterstattung über das Projekt: „Der Sieger bekommt auch eine professionelle Videoproduktion für die eigene weitere Vermarktung“, erklärt Knoll. Am Ende eines Jahres wählt das Kuratorium gemeinsam mit den Hörern der beiden Radiosender den MUT-Award-Gewinner des Jahres. Der Jahressieger gewinnt eine Urkunde, 5.000 Euro und wird bei einer festlichen Preisverleihung geehrt. Coronabedingt konnten die beiden Jahressieger 2020 und 2021 laut Knoll noch nicht gekürt werden, was man aber zeitnah nachholen möchte.

Gegründet hat die soziale Initiative Andrea-Alexa Kuszák. Die erste Idee dafür hatte der Chief Marketing Officer der WMG im Zuge ihrer früheren Tätigkeit als Geschäftsführerin des Medienhauses „die neue welle“ in Karlsruhe, wo sie ehrenamtlichen Einsatz förderte. Im Juli 2020 rief Kuszák dann den MUT-Award ins Leben und holte sich für die Umsetzung mit Knoll und dem Funkhaus Ortenau einen Medienpartner. „Wir wollen Mut machen und mehr Menschen zum Tun bewegen“, erklärt die Initiatorin. Knoll ergänzt: „Wir verstehen uns als Wohlfühlradio. Wir legen den Fokus auf die guten Dinge des Lebens.“ Dazu passe es auch „Menschen zu zeigen, die dafür brennen, sich für andere einzusetzen“. Die Radiosender des Funkhauses sind deutschlandweit zu empfangen, aber auch in Österreich und der Schweiz, weshalb die Auszeichnung inzwischen an Reichweite und Strahlkraft gewonnen hat. „Der MUT-Award ist bereits international geworden. Wir erhalten Bewerbungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz“, sagt Kuszák über das soziale Projekt, das sich durch Spenden finanziert. Das verdeutlicht auch die Liste der Unterstützer: Die Schirmherrschaft hat Bundespolitiker Wolfgang Schäuble übernommen, im Kuratorium sitzen hochrangige Persönlichkeiten unterschiedlicher Gruppen, Institutionen und Organisationen.
 
Einer der Preisträger, der Knoll und Kuszák nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, ist das Jugend-Musik-Werk Baden e.V, das den Award im Dezember 2020 erhielt. Der Verein hat das Ziel, sozial und finanziell benachteiligte Kinder und Jugendliche zusammenzuführen, sie für Musik zu begeistern und zu fördern. Dafür bietet das Jugend-Musik-Werk Baden jedes Jahr bis zu 600 Schülern einen Proberaum, Band-Coaching, Unterstützung bei Kompositionen und Arrangements sowie Probeaufnahmen in einem professionellen Studio an. „Dieses Projekt hat uns berührt, weil es auf der Kippe stand und alle Einsatz gezeigt haben, vor allem finanziell“, erklärt der MUT-Award-Koordinator. Weil das Vereinslokal ausgebrannt war, hatte die Initiative damals einen herben Rückschlag erlitten. Dadurch, dass sich aber alle Beteiligten extrem finanziell engagiert haben – manche Kinder und Jugendlichen haben dafür sogar ihre Sparschweine geplündert – läuft es noch heute weiter. Das Jugend-Musik-Werk Baden zeigt damit genauso wie die Ukraine-Hilfe Pegasus: Sozialer Einsatz fängt bei jedem selbst an.

Vera König

29.04.2022 | 10:02

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