Digitalisierung - ein Booster für die Nachhaltigkeit
Innovative Digitallösungen, wie zum Beispiel der gezielte Einsatz von digitalen Schnittstellen, sogenannten APIs, für ein gemeinsames Ökosystem und die Automatisierung von Lieferketten durch 5G, KI und Blockchain, tragen dazu bei, dass ESG-Daten in solider Qualität und in größerer Menge zur Verfügung stehen.
Ein Gastbeitrag von Dr. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, Chief Operating Officer, Commerzbank
Damit sind Unternehmen in der Lage, ihre Transformation wirksam und effizient voranzutreiben. Und wir als Bank haben eine valide Basis, um Finanzströme konsequent in Richtung des Pariser Klimaziels zu lenken.
Wenn wir hier die Synergien heben, dann wird das Motto des diesjährigen Impact-Festivals "Let's accelerate green transformation together!" gelebte Praxis. Die größte B2B-Messe für GreenTechs findet am 5. und 6. Oktober nun das zweite Mal in Offenbach statt. Hier hatte ich gestern die Keynote Speech gehalten über „Sustainability needs Data – Cooperation is key.“
Nur wenn wir die Brücke zwischen Digitalisierung und Nachhaltigkeit weiter ausbauen und festigen, können wir die Herausforderungen, die die grüne Transformation mit sich bringt, erfolgreich bewältigen.
Digitalisierung ist mehr als Kosteneinsparung
Nach wie vor wird Digitalisierung in vielen Unternehmen „nur“ dafür genutzt, um Kosten einzusparen und Effizienzgewinne zu erzielen. Doch das ist meiner Meinung nach zu kurz gedacht. Digitalisierung kann noch viel mehr.
Informationen sind heute eine entscheidenden Ressource, die das reibungslose Funktionieren von Märkten, Ökosystemen und Kommunikation auf der ganzen Welt ermöglicht. Big Data hat sich zum Dauerbrenner entwickelt. Denn die Digitalisierung nicht nur der Wirtschaft, sorgt für immer größere Datenmengen. Und Unternehmen, die in der Lage sind, diese Daten zu verstehen und effektiv zu nutzen, haben einen Wettbewerbsvorteil.
ESG-Daten sind Treiber für wirksamen Klimaschutz
Das gilt selbstverständlich auch für ESG-Daten. Je mehr verlässliche Daten wir haben, desto wirksamer können wir gemeinsam etwas für den Klimaschutz tun. Als Commerzbank zum Beispiel wollen wir spätestens bis 2050, eine Net-Zero Bank sein. Dazu haben wir uns mit unserem Beitritt zur Net-Zero Banking Alliance von UNEP FI im April des vergangenen Jahres verpflichtet. Das heißt auch, dass wir die CO2-Emissionen, die wir über unsere Kreditgeschäft finanzieren auf netto null reduzieren. Dazu benötigen wir Umweltdaten von unseren Kunden ebenso wie branchenbezogene Vergleichskennziffern. Das ist unser unverzichtbares Rüstzeug für den Pariser Klimapfad. Als Commerzbank haben wir hier schon einiges auf den Weg gebracht und zum Beispiel einen klimarelevanten Datenhaushalt und eine eigene Einheit für ESG-Daten im Bereich „Big Data & Advanced Analytics“ aufgebaut. Aber es liegt noch ein gutes Stück Wegstrecke vor uns.
Gemeinsam müssen wir aber auch weiter an Standards arbeiten, die Nachhaltigkeitsleistungen transparent und vergleichbar machen. Es gibt eine Reihe neuer Initiativen in Bezug auf die Offenlegungspflichten und die erweiterte Berichterstattung. Die EU-Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) und die EU-Taxonomie sind in dieser Hinsicht ebenfalls Schritte in die richtige Richtung. Auch die neue Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) wird die quantifizierbaren Ergebnisse der Taxonomie einbeziehen und zu einer besseren Vergleichbarkeit führen.
Allerdings ist deren Anwendung mit erheblichen Belastungen und Kosten für die Finanzinstitute und deren Kunden verbunden. Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen bekommen diese Anstrengungen hart zu spüren. Um hier Abhilfe zu schaffen, brauchen wir intelligente Lösungen zur Bewertung und Berichterstattung über ESG-Standards. Das heißt: IT und Daten werden in Zukunft die wichtigste Grundlage für alle unsere Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit sein.
Kooperationen sind der Schlüssel nachhaltigen Erfolg
Auch hier ist der Schlüssel für den Erfolg die Zusammenarbeit. Als Commerzbank kooperieren wir daher mit zahlreichen Partnern. Seien es Unternehmen, von denen wir ESG-Daten kaufen, oder die zahlreichen Fintechs, die unsere mehr als 150 APIs nutzen. Open Banking hilft uns dabei, eine schnelle und effiziente Zusammenarbeit für unsere Kunden über eine digitale Plattform aufzubauen. Uns ist bewusst: Die Zeit des harten Wettbewerbs ist vorbei. Vielmehr rücken Kooperation und Ökosysteme in den Vordergrund - Zusammenarbeit ist das Gebot der Stunde.
Alles, was wir brauchen, ist in greifbarer Nähe
Nachhaltigkeit wird sich auch jetzt – in einer Zeit geopolitischer Krisen – nicht mehr aufhalten lassen. Vielmehr ist es ein „gerade jetzt“. So sorgen erneuerbare Energien nicht nur für einen geringeren CO2-Ausstoß. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise sind sie ein Mittel, um Kosten zu sparen und sich unabhängiger von internationalen Lieferungen von fossilen Brennstoffen zu machen. Nachhaltigkeit ist unsere Chance, etwas zu bewegen, mehr Autonomie zu bekommen und uns in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen.
Als Commerzbank unterstützen wir unsere Kunden in ihrer Transformation und werden das selbstverständlich auch weiterhin tun. Deshalb haben wir gemeinsam mit RWE beschlossen, einen "Grünen Mittelstandsfonds" zu gründen. Der Fonds wird kleineren Unternehmen den Zugang zu grüner Stromerzeugung durch einen neuen Offshore-Windpark ermöglichen. Denn als Bank, die auch viele kleinere Mittelständler finanziert, wissen wir, dass der Zugang zu grüner Energie oftmals einer der Schmerzpunkte ist.
Alles, was wir brauchen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, ist in greifbarer Nähe: Wissenschaftliche Studien, Technologien für emissionsarme Antriebe und erneuerbare Energien. Die Digitalisierung ist unser Booster, um die nachhaltige Entwicklung dynamisch voranzutreiben. Dabei fangen wir nicht bei null an. Schon heute verfügen wir über große Datenmengen, und digitale Innovationen wie KI oder 5G entwickeln sich ständig weiter.
Je besser und schneller wir mit der Verknüpfung von Daten mit Nachhaltigkeit vorankommen, desto besser! Das Pariser Klimaziel wartet nicht.
06.10.2022 | 14:13