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Der Axel-Springer-Konzern hat den Sprung vom klassischen Printverlag zum modernen Medienunternehmen gemeistert. Nun will der Konzern auch noch den Nachrichtensender N24 ins Portfolio nehmen.

Axel Springer will N24 kaufen. Der Nachrichtensender soll mit der „Welt“-Gruppe des Medienkonzerns zusammengeführt werden. Ziel ist es, das führende multimediale Nachrichtenunternehmen für Qualitätsjournalismus zu werden. Die neue gemeinsame Redaktion soll künftig die journalistischen Inhalte beider Marken für alle Kanäle und für die Printprodukte der „Welt“-Gruppe produzieren. Damit will Springer eine der größten multimedialen Redaktionen in Deutschland entstehen lassen.

Mit dem Kauf, der erst noch von den Wettbewerbsbehörden genehmigt werden muss, versuchen die Berliner erneut, ins Fernsehgeschäft einzusteigen. Bereits 2006 hatte der Verlag nach wochenlangem Tauziehen mit den Behörden den Übernahmeversuch von ProSiebenSat1 canceln müssen. Die Medienkonzentrationsbehörde KEK und das Bundeskartellamt hatten den 4,2-Milliarden-Euro-Deal damals untersagt.

Springers geplanter Einstieg ins Fernsehgeschäft ist keine Schnapsidee und von langer Hand geplant. Der Entschluss passt in das bislang erfolgreiche Konzept: weg vom klassischen Printverlag – hin zum modernen Medienunternehmen. Bei Springer stammen inzwischen 40 Prozent der Einnahmen aus dem Onlinegeschäft, Tendenz steigend. Im Gegenzug trennt sich der Konzern von traditionsreichen Printmedien. Jüngst wurden „Hamburger Abendblatt“, „Berliner Morgenpost“ und „Hörzu“ für 920 Millionen Euro an die Essener Mediengruppe Funke verkauft.

Zudem verdient Springer jetzt auch Geld mit Bezahlinhalten bei der „Bild“ und bei der „Welt“-Gruppe. Kürzlich vermeldete Springer, dass das Marken-Abo der „Bild“ nach sechs Monaten bereits 152.493 voll zahlende Abonnenten gewonnen habe. Rund ein Drittel davon hätten zusätzlich „Bundesliga bei Bild“, das digitale Fußball-Angebot mit Highlight-Clips der Ersten und Zweiten Bundesliga, abonniert. Zum Portfolio der digitalen Medien gehören unter anderem auch Marktplätze wie SeLoger.com, wo Immobilien angeboten, stepstone.de für Stellenanzeigen, idealo.de, die Preisvergleiche anstellen, immonet.de, wiederum für Immobilien sowie autoreflex.com, wo es um Fahrzeuge geht.

Das journalistische Wirken soll bei Springer dennoch im Vordergrund stehen. „Die erfolgreiche Etablierung von unabhängigem Journalismus in der digitalen Welt ist für Axel Springer von zentraler Bedeutung und eine Aufgabe, der wir uns mit ganzer Kraft und Leidenschaft widmen“, sagte Springer-Chef Mathias Döpfner am Dienstag bei einem Pressetermin in Berlin. Weiterhin kündigte das Unternehmen an, die bisherige Segment-Unterscheidung in print und digital, national und international aufzuheben. Ab dem kommenden Jahr gliedert sich der Verlag in die Segmente Bezahlangebote, Vermarktungsangebote - für Anzeigenkunden sowie Rubrikenangebote, wo zahlende Stellen-, Immobilien- und Autoanzeigenkunden bedient werden.

„Der führende digitale Verlag sind wir dann, wenn wir in unseren jeweiligen Marktsegmenten und in den Ländern, in denen wir aktiv sind, die Nummer eins sind“, sagte Döpfner. Eine wichtige Voraussetzung für Wachstum sei das unternehmerische Denken und Handeln jedes einzelnen Mitarbeiters. Deshalb, so Döpfner, würden in der neuen Struktur Unternehmer im Unternehmen gefördert. Im laufenden Geschäftsjahr werden Anlauf- und Restrukturierungskosten das Konzernergebnis belasten. Der Springer-Chef rechnet mit einem Umsatzplus im unteren einstelligen Prozentbereich, während das operative Ergebnis um bis zu zehn Prozent sinken soll. Experten gehen davon aus, dass sich der Wandel langfristig in höheren Margen niederschlagen wird.

Die Börse jedenfalls scheint an den Springer-Konzern zu glauben. In diesem Jahr kletterte die die im MDAX notierte Aktie um rund 35 Prozent nach oben. Aktuell notiert das Papier bei 44 Euro. Der überwiegende Teil der Analysten empfiehlt, den Titel entweder zu kaufen oder zu halten. Für die Commerzbank ist Axel Springer ein Kauf, das Kursziel der Analysten beträgt 48 Euro. Die Nachfrage nach den neuen Bezahlangeboten der Bild-Zeitung im Internet sei sehr vielversprechend, meinte eine Analystin der Commerzbank. Und weiter: Der neue Ausblick auf den Gewinn je Aktie im kommenden Jahr sei optimistisch ausgefallen. Die Experten der Commerzbank sehen die Strategie des Medienunternehmens weiter zuversichtlich.

Die Analysten von Warburg Research stufen den Springer-Titel mit „Halten“ ein, ihr Kursziel liegt bei 46 Euro. Der Medienkonzern habe seine Strategie wiederholt, die Cashflows im Printbereich verteidigen und im Digitalgeschäft wachsen zu wollen. Die Abspaltung der an den Funke-Verlag verkauften Zeitschriften dürfte die Bewertung der Aktie weiter steigen lassen. Zudem sollte die Umstrukturierung des Konzerns die Gewinne im kommenden Jahr stabilisieren.

Dass die Axel Springer AG auf dem richtigen Weg ist, konnte der Konzern bereits die vergangenen Jahre zeigen. 2012 trugen das stark wachsende Digitalgeschäft und die Auslandsaktivitäten erheblich zu einem Rekordergebnis bei. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 5,8 Prozent auf 628 Millionen Euro zu. Der Umsatz stieg um 3,9 Prozent auf 3,31 Milliarden Euro.

Der 1985 verstorbene Unternehmensgründer Axel Springer sagte einmal in weiser Voraussicht: „Ich werde nicht aufhören, den Anspruch der Verleger auf Teilhabe an den bisherigen elektronischen Medien und noch mehr an allen neuen auf uns zukommenden Informationssystemen zu vertreten.“ Das war 1978 – vom Internet, Smartphones und Tablets weit und breit noch keine Spur.

BaS

16.12.2013 | 08:19

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