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Das andere KraussMaffei

Der Name KraussMaffei wird in der Regel mit Panzern verbunden. Das ist ja auch richtig. Aber es gibt da noch ein zweites Unternehmen, KraussMaffei Technologies, einen Hidden Champion, der ganz anders aufgestellt ist. Interview mit dem CEO Dr. Frank Stieler.

WirtschaftsKurier: Bei Krauss-Maffei denkt man als Erstes an Leopard 2 und sonstige Rüstungsgüter. Aber Sie stellen andere Produkte her.

Dr. Frank Stieler: Es gibt ­heute zwei völlig unterschiedliche Unternehmen, die den Namen KraussMaffei führen: das Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und wir, die KraussMaffei Technologies GmbH. Wir sind Weltmarktführer bei Maschinen und Anlagen für die Kunststoff und Gummi erzeugende und verarbeitende Industrie. Als einziger Anbieter haben wir die drei wesentlichen Produktionstechnologien in diesem Bereich im Programm. Wir können Spritzgieß-, Extrusions- und Reaktionstechnik aus einer Hand anbieten. Damit können wir von den Wachstumschancen der globalen Markttrends profitieren, unter anderem von der Urbanisierung über den Leichtbau bis hin zur Energieeffizienz.

Ist der Name KraussMaffei ­dabei eher Last als Lust?

KraussMaffei steht in der Branche weltweit für die klassischen deutschen Werte: höchste Qualität, Zuverlässigkeit, vielleicht einmal ein bisschen teurer, aber immer mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und ausgezeichnetem Service. So werden wir von unseren Kunden im Inland und im Ausland wahrgenommen. Trotzdem ist in der Öffentlichkeit nicht bekannt, dass KraussMaffei Weltmarktführer bei Kunststoffmaschinen ist.

Wäre das wichtig?

Das hat für unser Selbstverständnis große Bedeutung. Unseren Mitarbeitern ist natürlich klar, dass sie bei einem tollen Unternehmen arbeiten, das mit seinen drei starken Marken eine hohe Präsenz hat. Das sollen jedoch auch ihre Freunde, Nachbarn und Bekannte wissen. Aber es ist noch aus einem anderen Grund wichtig, ein Bewusstsein dafür in der Öffentlichkeit zu schaffen.

Müssen Sie sich ein neues Image zulegen?

Nein, wir sind mit dem Image, das wir haben, überaus zufrieden. Aber wir müssen es stärker nach außen transportieren und sichtbar machen. Das haben wir bisher nicht gemacht. Wir haben uns auf die Kunden und den Absatz konzentriert. Heute ist es angesichts des Fachkräftemangels in Deutschland aber auch wichtig, unser Image in der Öffentlichkeit stärker zu pflegen.

Können Sie ein paar Beispiele für Ihre Produkte nennen?

Zahlreiche Bauteile des BMW 3i werden auf unseren Maschinen gefertigt. Schon beim Einsteigen in ein Auto kommt man zwangsläufig mit Produkten in Berührung, die auf unseren Maschinen hergestellt werden: zum Beispiel der Griff der Fahrzeugtür, die Oberfläche des Autositzes, das Armaturenbrett, das Lenkrad, die Kunststoff-Ummantelung des Airbags, der Einschaltknopf des Autoradios – all das wird heute mit Kunststoff hergestellt, auch wenn sich die Oberfläche vielleicht wie Leder anfühlt oder wie Holz aussieht. Aber das ist nur ein kleiner ­Ausschnitt unserer Produktpalette.

Was gehört noch dazu?

Wir haben Maschinen im Angebot, mit denen Rohre mit bis zu 2,5 Metern Durchmesser und Dämmplatten produziert werden können, aber auch Kunststoffprodukte, die in der Medizintechnik und im Lebensmittelbereich zum Einsatz kommen und dabei steriler, aufwendiger oder raffinierter verpackt werden. Bei der Herstellung nutzen wir unterschiedliche Technologien, indem wir Kunststoffe erhitzen, in Form einspritzen oder vermischen, wodurch Produkte mit vielseitigen Eigenschaften entstehen, beispielsweise die Sitzfläche eines Pkw-Sitzes mit unterschiedlicher Nachgiebigkeit. Das sind sehr innovative Technologien, die teilweise in einer frühen Entwicklungsphase sind, jedoch erhebliches Poten­zial bieten und unseren welt­weiten Ruf als Technologieführer ­untermauern.


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"Nicht die Inhaber, die über die Zukunft des Unternehmens entscheiden"

WirtschaftsKurier: Wie sind Sie mit dieser Aufstellung im Markt positioniert?

Dr. Frank Stieler: Wir besetzen in unseren drei Haupttechnologien jeweils den ersten oder zweiten Platz weltweit.

Wo sehen Sie Wachstums­potenzial?

Zum Beispiel im asiatischen Markt. Wir haben im vergangenen Jahr unser Werk in China ausgebaut. Dort kommt uns der Trend zu höherwertigen Produkten entgegen. Die Nachfrage nach Maschinen, die bessere Quali­täten der Endprodukte ermög­lichen, steigt rasch an und eröffnet uns interessante Chancen.

Wie entwickelt sich der ­Umsatz?

Im ersten Halbjahr ist er um rund 10 Prozent auf 576 Millionen Euro gestiegen. Zum Jahresende dürfte dieser Steigerungstrend anhalten.

Und der Ertrag?

Unser Ebitda ist zweistellig.

Was ist Ihnen als CEO der KraussMaffei Gruppe wichtig?

Es ist meine Aufgabe, das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Ich möchte die Mitarbeiter und Führungskräfte für das Unternehmen begeistern. Ich suche den Kontakt und den Dialog und nenne Erfolge und Misserfolge beim Namen.

Eigentümer der KraussMaffei Technologies GmbH ist ja eine kanadische Private-Equity-Gesellschaft. Warum hat Onex Ihr Unternehmen gekauft?

Weil Onex das Potenzial, das in dem Unternehmen steckt, gesehen hat. Onex kennt den Markt, in dem wir tätig sind, sehr genau, da es vor ein paar Jahren einen Wettbewerber von uns im Portfolio hatte.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Onex?

Die Marktkenntnis von Onex spiegelt sich in den Gesprächen wider. Onex hat bei seinem Einstieg Ende 2012 erkannt, dass für eine sinnvolle Vorwärtsstrategie Investitionen nötig sind, und hat insgesamt rund 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die wir in Maschinen, Anlagen und Fabriken investiert haben.

Onex spricht auf seiner Website davon, bei seinen Beteiligungen einen aktiven Managementstil zu verfolgen. Spüren Sie das?

Als Private-Equity-­Unternehmen ist Onex an einer Wertsteigerung interessiert. Sie erfolgt aber nicht nur über kurzfristige Optimierungen. Die Gesellschaft will auch, dass das Unternehmen mit seinen Produkten und seinen Mitarbeitern langfristig Erfolg hat.

Onex ist ja mittlerweile der dritte Private-Equity-Eigen­tümer von KraussMaffei seit dem Jahr 2002 ...

Ob Private Equity oder Kapitalmarkt oder ein anderer Eigentümer: Es sind nicht die Inhaber, die über die Zukunft des Unternehmens entscheiden, sondern die Kunden. Wir als Management müssen ein überzeugendes und fundiertes Konzept für die weitere Entwicklung des Unternehmens haben. Damit sind wir auch im Wissen um weitere Eigen­tümerwechsel gut aufgestellt und können uns viel unternehmerische Freiheit sichern.

In der Vergangenheit war ja immer mal wieder von einem Börsengang die Rede. Steht das noch auf der Agenda?

Momentan gibt es dazu keine Pläne. Ein Private-Equity-Investor will sein Investment in der ­Regel in einem Zeitraum von drei bis acht Jahren wieder verkaufen. Dieser Zeitkorridor ergibt sich aus den Rahmenbedingungen für die Kapitalanleger, die zum Beispiel in die Onex-Fonds investieren.

Ist am Horizont ein Ausstieg erkennbar?

Wir sind momentan so erfolgreich, dass es immer wieder Interessenten für eine Übernahme gibt. Konkrete Aussagen kann aber nur der Eigentümer treffen.

Das Interview führte 

Elwine Happ-Frank

05.01.2016 | 18:27

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