“Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen”
Dieses Zitat von Max Frisch beschreibt die derzeitige Situation sehr gut. Derzeit haben Unternehmer die Wahl: Soll diese Krise später als Katastrophe oder als Chance bewertet werden. Es ist sicher nicht leicht mit der aktuellen Situation umzugehen. So vieles war plötzlich zu tun. Nach nunmehr 5 Wochen des Ausnahmezustandes zeigen sich unterschiedlichste Vorgehensweisen.
Die Einen, die innerhalb kürzester Zeit auf Digitalisierung, Homeoffice, veränderte Produktion oder ein neues Geschäftsmodell umgestellt haben. Die anderen, die feststecken in einem Gefühl, das einer Katastrophe wirklich nahekommt. Auch wenn Sie vielleicht derzeit mit großen Entscheidungen und dem Blick in eine weitere Zukunft beschäftigt sind, halten Sie die kleinen Dinge des Alltags im Blick. Das ist wichtig. Ziel muss sein, die derzeitige Situation bestmöglich zu bewältigen und Ihr Unternehmen gleichzeitig für die Zukunft fit zu machen. Wir möchten hier einige erprobte Tipps für Unternehmer weitergeben. Tipps, die sich bewährt haben und sicher auch für andere Unternehmer in nächster Zeit wertvoll sein können.
1. Schaffen Sie Liquidität
Um passgenau agieren, manchmal auch einfach um überleben zu können, ist es wichtig, über notwendige Informationen zu verfügen. Verschaffen Sie sich einen Überblick. Erstellen Sie eine realistische Aufstellung. So bekommen Sie ein Gefühl für Ihre Situation.
Nutzen Sie staatliche Hilfen. Zumindest einen kurzen Zeitraum können diese Hilfen überbrücken. Falls Sie einen Kredit benötigen, erstellen Sie, vielleicht zusammen mit Ihrem Steuerberater, aussagekräftiges Zahlenmaterial. Fällt es Ihnen schwer sich in ungewissen Zeiten festzulegen? Dann nutzen Sie die 3-Spalten-Methode. Spalte 1: der beste Fall. Spalte 2: Realistisch gesehen. Spalte 3: Der schlechteste Fall. Auf diese Weise fällt es meist leichter, sich Zahlen zu erarbeiten.
Falls Sie zu den Unternehmern gehören die eventuell zu einem späteren Zeitpunkt über fehlende Liquidität verfügen werden, dann hilft es vielleicht sich bereits heute einen Bereitsstellungskredit zu sichern. Den können Sie nutzen, müssen aber nicht. Die Zinsen hierfür sind gering, das Gefühl von “auf der sicheren Seite stehen” dagegen enorm.
2. Bleiben Sie handlungsfähig
Was jetzt besonders wichtig ist, ist eine Unternehmensführung, die ruhig und überlegt agieren kann. Achten Sie in diesen Zeiten ganz besonders auf Ihre physische und psychische Verfassung.
Gesundes Essen, genügend Schlaf, Bewegung, Meditation, Zeit für Familie und sich selbst. Achten Sie in diesen Zeiten ganz besonders auf sich und Ihre Gesundheit! Stärken Sie Ihr Immunsystem und Ihre Nerven. Routinen helfen dabei, auch im vollen Alltag den Fokus auf das eigene Wohlbefinden zu erhalten. Kino, Sportstudio, Schwimmbad, Kneipenabend – das geht alles derzeit nicht. Aber was geht? Ein gutes Buch, ein Spaziergang, mal wieder ein Spieleabend mit der Familie, raus in den Wald, Sportstunde mit YouTube, lekker kochen, ausmisten und jede Menge mehr. Bitte denken Sie auch in Corona-Zeiten daran, dass Ihre Psyche eine Pause braucht. Nehmen Sie sich die Zeit. Es ist wichtig.
3. Informieren Sie sich
Entscheidungen zu treffen fällt nicht immer leicht. Besonders in Zeiten der Krise. Was wir immer wieder feststellen ist, dass fehlende Informationen den Entscheidungsprozess enorm verlangsamen. Treffen Sie Ihre Entscheidungen schnell und zielgerichtet. Immer dann, wenn das nicht gelingt stellt sich die berechtigte Frage: “Habe ich genügend Informationen um mit einem guten Gefühl diese anstehende Entscheidung zu treffen?” Wenn Sie diese Frage nicht mit einem klaren “ja” beantworten können, besorgen Sie sich zuerst alle erforderlichen Informationen. Sie werden sehen, dann geht es leichter.
4. Schaffen Sie Ihren Fokus
“Wer zu viel arbeitet, hat keine Zeit zum Geld verdienen.” Denken Sie daran! Bitte verlaufen Sie sich nicht in blindem Aktionismus. Neue Geschäftsideen müssen durchdacht und gerechnet werden. Mitarbeiter die heute entlassen werden, fehlen vielleicht schon morgen. Kunden und Kooperationspartner, die heute vernachlässigt werden haben vielleicht morgen kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit mit Ihnen. Wenn Sie wie ein Hamster im Rad laufen, ohne Pause, besteht die Gefahr, dass Sie wichtige Chancen übersehen oder auf der falschen Seite unterwegs sind. Reflektieren Sie Ihr Tun. Täglich. Schreiben Sie sich auf: Was ist mir wichtig? Was muss (heute) getan werden? Was habe ich (heute) geschafft. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen so viele zusätzliche Aufgaben anstehen, ist es wichtig die vorhandene Zeit sinnvoll zu nutzen. Setzen Sie Ihren Fokus! Und feiern Sie Ihre Erfolge!
5. Halten Sie Ihr Team bei Laune
Ein, zwei Wochen Ausnahmesituation, Homeoffice oder Kurzarbeit sind aushaltbar und vielleicht sogar ganz angenehm. Spätestens nach einigen Wochen aber beginnt es anstrengend zu werden. Sicherheiten fallen weg, der Kontakt zu den Kollegen fehlt. Der Rücken tut weh, der Küchenstuhl ist halt doch nicht ideal. Viele Telefonate und Videokonferenzen, die enorme Zeit in Anspruch nehmen, sind auf Dauer anstrengend. Kinder die in der Wohnung aktiv sind und so vieles mehr. Dann die immerwährende Frage: Wie geht das alles weiter? Viele Mitarbeiter beansprucht die derzeitige Lage sehr. Achten Sie auf Ihr Team und auf jeden Einzelnen.
Folgende Tipps helfen:
Klarheit: Klare Ansagen, Klarheit bei der Aufgabenstellung, Klarheit für das Verhalten im Homeoffice usw. Führung kann nur dann gut gelingen, wenn jeder weiß was er zu tun hat. Gerade wenn sie nicht zu jeder Zeit auf Ihre Mitarbeiter Zugriff haben, werden Führungsfehler sichtbar. Sagen Sie genau was Sie erwarten. Und... über
Gesundheit: Bieten Sie an, im Homeoffice neben technischem Equipment, auch Bürostühle auszuleihen. Eventuell können Sie gemeinsam über Zoom oder ähnliches gemeinsame Sportstunden machen. Falls Sie ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen – schicken Sie doch mal einen Obstkorb ins Homeoffice. In jedem Fall: Weisen Sie auf gesundheitsförderndes hin.
Kommunikation untereinander: Weisen Sie alle Mitarbeiter an, nur einen Kommunikationskanal zu nutzen. Statt E-Mail, WhatsApp, Telefon und sonstige Kanäle geben Sie einen Kanal vor über den die Kommunikation miteinander laufen muss. Microsoft Teams zum Beispiel bietet sich dafür an. Aber auch jeder andere Kanal ist möglich. Es muss vermieden werden, dass Mitarbeiter über zu viele Kanäle kontaktiert werden.
Besprechungen: Am Morgen ein kurzes, max. 10 Minuten dauerndes “warm up” macht Sinn. Hier sollten alle aktiven Mitarbeiter dabei sein. Egal ob aus dem Büro oder Homeoffice. Hier wird motiviert und ein Startpunkt in den Tag gegeben. Für alle weiteren Videomeetings gilt: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Dasselbe gilt für die Anzahl der teilnehmenden Mitarbeiter. Bitte achten Sie darauf, dass Ihre Mitarbeiter die vorgegebene Arbeit schaffen können. Zu viele Videokonferenzen schaffen unnötig Unzufriedenheit. Zu wenige lassen bei Mitarbeitern das Gefühl von “alleingelassen” entstehen. Das rechte Maß - hier besonders wichtig!
Halten Sie Ihre Mitarbeiter informiert: Jetzt ist es besonders wichtig, Mitarbeiter informiert zu halten. Denken Sie daran! Auch wenn Sie gerade besonders gefordert sind, nicht nur Sie als Unternehmer haben Zukunftsängste und Unsicherheiten. Es geht Ihren Mitarbeitern genauso. Egal ob im Normalbetrieb, Homeoffice oder in Kurzarbeit. Halten Sie bitte alle informiert: Welche Aufträge stehen an, wie verhalten sich Ihre Kunden, was ist der Plan, was muss sich ändern, welche Maßnahmen werden umgesetzt usw. Informieren Sie ihr Team. Zum Beispiel einmal wöchentlich mit einem Brief oder einem wöchentlichen kurzen, strukturierten Videocall. Und fragen Sie nach: Wie geht es und welche Ideen hat Ihr Team? Gemeinsam sind Sie stark!
6. Nutzen Sie die Aufbruchstimmung
Machen Sie mit. Jetzt ist Zeit um Neues zu wagen. Gibt es Ideen, die längst in der Schublade liegen? Können Sie Ihr Angebot digital anbieten? Können Sie Videos erstellen, die Ihre Produkte auf schnelle Weise erklären? Könnte Ihre Produktion umgestellt werden? Überlegen Sie auch, was könnten Ihre Kunden jetzt brauchen? Was sind Ihre Ideen? Fangen Sie an, derzeit sind viele Unternehmer auf neuen Wegen unterwegs. Nutzen Sie die Zeit, machen Sie was Positives daraus.
7. Neue Geschäftsideen auf den Markt bringen
Sollten Sie eine neue Geschäftsidee verwirklichen wollen, vielleicht weil es mit ihrem Primärgeschäft derzeit schwierig ist, machen Sie sich einen Plan:
• Was ist das Ziel hinter der Idee?
• Wer ist die Zielgruppe?
• Welchen Nutzen kauft Ihr Kunde
• Wie werden Sie schnell sichtbar?
• Welche Kosten müssen gedeckt werden?
• Welcher Umsatz/Gewinn kann erzielt werden?
Machen Sie einen kleinen Businessplan und starten Sie zeitnah. Manchmal ist einfach Zeit für etwas Neues. Planen Sie Ihr Vorhaben auf Papier, rechnen Sie alles durch. Es wäre nicht die erste Krise, die zu mehr Erfolg verhilft.
8. Fordern Sie aktiv Unterstützung an und helfen Sie wo es geht anderen.
• Berater wie wir sind BAFA zertifiziert. Das heißt, Unternehmensberatungen können in Anspruch genommen werden. Die EU bezuschusst derzeit Beratungen bis zu 4.000 EUR zu 100%. Informationen hierzu erhalten Sie über die Website der BAFA oder über zertifizierte Berater wie die Schule für Unternehmer in Augsburg.
• Falls Sie Kredite benötigen, Ihr Bankberater hilft weiter. Soweit er kann. Im Moment sind viele Hilfen von staatlicher Seite gesichert. Informieren Sie sich auf offiziellen Seiten und suchen Sie im Anschluss das Gespräch mit Ihrer Hausbank. Der Berater Ihrer Hausbank tut, wie so viele, im Moment alles dafür, schnelle Hilfe zu leisten.
• IHK, HWK, das Institut für freie Berufe, die Städte und Gemeinden, die Agentur für Arbeit sind Ansprechpartner für Sie. Hier werden die Webseiten ständig aktualisiert. Sie finden dort alle staatlichen Hilfen und bekommen Unterstützung bei der Beantragung.
• Geben Sie Ihr Wissen weiter. Vielleicht haben Sie schon Informationen die anderen weiterhelfen. Geben Sie diese weiter an befreundete Unternehmer und Kunden. Im Moment ist jeder froh, sich möglichst wenig selbst um neue Informationen kümmern zu müssen. Über Zeitersparnis freut sich jeder.
• Ihr Steuerberater kennt sich aus mit der Stundung von Steuern, Regelungen zu Sonderprämien für Mitarbeiter, Kurzarbeitergeld. Er hilft Ihnen auch bei der Aufbereitung notwendiger Unterlagen für die Bank. Informieren Sie sich bei ihm. Wenn sein Telefon besetzt ist, nutzen Sie einen anderen Weg mit Ihm in Kontakt zu treten, z.B. per E-Mail.
9. Vorbild sein.
Panik nützt keinem. Tun Sie alles dafür selbst in einem Zustand zu sein, der es möglich macht, besonnen zu agieren. Ihre Ruhe strahlt ab. Kunden, Mitarbeitern und Kooperationspartner werden es merken. Alle fühlen sich wohl mit einem Chef / einer Chefin die besonnen voranschreitet. Je besser es Ihnen gelingt, ruhig zu bleiben, desto ruhiger wird es trotz aller Neuerungen auch in Ihrem Umfeld bleiben.
www.schule-fuer-unternehmer.de
04.05.2020 | 12:40