Leitet die Geschicke des 1.000 mitarbeiterstarken Betriebs: CEO Horst Bardehle (Bild: Waldaschaff).



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„Wir bauen die Herzkammern der Elektromobilität"

Waldaschaff gehört zu den am schnellsten wachsenden Automobilizulieferern in Deutschland. Das Unternehmen setzt konsequent auf Elektromobilität - hinter den Unterfranken steht seit 2015 der chinesische Konzern Lingyun Industrie Group

WirtschaftsKurier: Herr Bardehle, als CEO von Waldaschaff setzen Sie mit Ihrem Unternehmen sehr stark auf das Thema Elektromobilität, warum?

Horst Bardehle: Das stimmt. Wir haben schon früh gesehen, dass wir uns als mittelständisches Zuliefererunternehmen im Automobilbereich auf diesen Markt konzentrieren müssen. Deswegen haben wir uns in den letzten drei Jahren mit viel Energie und Mut auf das Thema E-Mobilität und auf die damit verbundenen Potenziale ausgerichtet. Das war natürlich ein unternehmerisches Risiko. Aber die konsequente neue Ausrichtung gepaart mit der hohen Innovationskraft unserer Kollegen hat sich gelohnt. Wir erzielen heute schon mehr als 80 % unseres Umsatzes im Bereich der Elektromobilität, Tendenz steigend. Außerdem wachsen wir weiterhin kräftig.

Sie waren nun erstmals in der Geschichte Ihres Unternehmens auf der IAA Mobility in München, ein Investment, das man ja erstmal stemmen muss. Hat es sich gelohnt?

Eindeutig ja. Ziel des Messeauftritts war es für Waldaschaff, den hohen Entwicklungsgrad unserer Struktur-Produkte für die Elektromobilität zu zeigen und den mit unseren Kunden und Interessenten im direkten Gespräch zu vertiefen. Viele Interessenten und Kunden haben die Möglichkeit zum gemeinsamen Gespräch in München genutzt. Ich glaube, wir hatten alle das Bedürfnis uns einmal wieder live zu sehen. Darüber hinaus glaube ich aber auch, dass wir die Veränderungen der Branche und damit die Zukunft der Elektromobilität nur gemeinsam und im direkten Gespräch miteinander gestalten können.

Das neue Konzept des VDA und der Messe München einen ganzheitlichen Ansatz von Mobilitätslösungen zu wählen, mehr räumliche Integration zwischen OEM`s und Zulieferern zuzulassen, aber auch eine Vielfalt an Mobilitäts-Produkten und -Themen zu verbinden, bot für uns eine gute Gelegenheit und war für uns ausschlaggebend, diesen Messeauftritt zu wagen.

Sie sind ein mittelständisches Unternehmen der Zuliefererindustrie mit einer chinesischen Konzernmutter, welche Vorteile sind für Waldaschaff damit verbunden?

Für Waldaschaff bedeutet das natürlich erst einmal Sicherheit bei der Planung des eigenen Wachstums, denn unsere Kollegen in China haben da einen weit gesteckten Horizont. Aber wichtiger ist es, was es für unsere Kunden bedeutet. Waldaschaff gehört seit 2015 zur chinesischen Lingyun Industrial Group Co. Ltd., einem führenden Zulieferer der chinesischen Automobilindustrie. Für unsere Kunden verbinden wir seitdem die Innovationskraft eines deutschen Mittelständlers mit dem breiten Fundament der Lingyun Group, d.h. wir bieten den kombinierten Nutzen eines wirklich globalen R&D- und Produktionsnetzwerks.

Das ist gerade für die Herausforderungen der E-Mobilität wichtig, denn da ist der chinesische Markt schon etwas weiter als der Markt in Europa. Es gilt trotzdem, die Herausforderungen müssen mit Entdeckergeist und Teamwork gemeistert werden und unsere Zugehörigkeit zur Lingyun Group gibt uns dazu eine solide Plattform, um unsere Ideen kraftvoll zum Nutzen unserer Kunden weltweit umzusetzen. Ich schätze diese Partnerschaft auf Augenhöhe bei hohem gegenseitigem Respekt.

Bei aller Begeisterung, die Sie einbringen, wo sind die Risiken und die aktuellen Herausforderungen?

Durch die Elektromobilität entstehen einerseits neue Wertschöpfungsketten - das Neue ist ja per se immer eine Herausforderung. Andererseits steigen aber auch die Herausforderungen an die Lieferketten, Stichwort CO2 Reduzierung, das betrifft sowohl die OEMs als auch die Automobilzulieferer. Und, aktuell sehen wir zudem Materialknappheit und Lieferengpässe auf uns zukommen, gepaart mit der geringen Verfügbarkeit von Fachkräften. Unsere Branche befindet sich in einem bisher nie da gewesenen Umbruch und arbeitet mit viel Energie an der Transformation. Es muss uns dabei gelingen, dass die Automobilbranche wieder mit Technik-Optimismus und Vertrauen in die Zukunft verbunden wird. Nur so können wir auch die Menschen mitnehmen, die wir dringend brauchen, ob als Kunden oder Mitarbeiter, um die notwendigen Veränderungen erfolgreich zu meistern.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Wenn Sie so wollen ist mein Wunschzettel an die deutsche als auch europäische Politik sehr kurz. Wir brauchen einmal politische Wachsamkeit was Entscheidungen betrifft, die in Bezug auf Arbeitsplätze und Belastungen unserer Industrie stehen. Eine Vorgehensweise wie beim Atomausstieg, wie er in Deutschland passiert ist, darf man sich in unserer Industrie nicht leisten. Hier ist Augenmaß gefragt und Konzentration auf das Machbare. Wir Zulieferer sind ein kreativer Motor für diese Industrie und deshalb glaube ich, ist es wichtig, dass sich sowohl die deutsche als auch die europäische Wirtschaftspolitik technologieoffen präsentiert und im eigenen Interesse weiter eine offene Handelspolitik betreibt. Und ich wünsche mir bei aller Akzeptanz der Notwendigkeit von nachhaltigem Wirtschaften, das wir technischen Innovationen und kreativen Lösungen mit mehr Optimismus und Faszination begegnen. Diese Mischung wird der Elektromobilität, ihrer Produkt- und Dienstleistungsvielfalt, und schlussendlich einem nachhaltigen grünen Mobilitätswandel zum Erfolg verhelfen.

Zum Unternehmen:

1926 gegründet, seit 2015 Teil der chinesischen Lingyun Industrial Group Corp. Ltd., führender Zulieferer der chinesischen Auto-Industrie. Das Produkt-Portfolio Waldaschaff: Strukturprodukte wie Hochvoltspeicher, Batterie-Gehäuse, Crash-Management-Systeme, Türkomponenten und Heckklappenstrukturen.
National 1.000 Mitarbeiter in den Standorten Waldaschaff und Esselbach; globales R&D- und Produktionsnetzwerk

06.10.2021 | 09:16

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