Mütter, die das Programm „Ein Ei am Tag“ bereits durchlaufen haben, mit dem Ergebnis ihrer Arbeit als Kleinbauern in Mali (Foto: YOU Stiftung - Bildung für Kinder in Not).

Ute-Henriette Ohoven (2.v.r.) und Claudia Jerger von der YOU Stiftung besuchen eine junge Mutter mit Baby in einer Slumhütte im Senegal. Das Foto entstand im Rahmen des Pilotprojekts Baraka „vom Slum zum modernen Stadtteil“, wo ein ganzer Slum transformiert wird. Es entsteht nicht nur hygienischer und moderner Wohnraum für alle Slum-Familien, sondern insbesondere liegt der Fokus auf der Bildung, Ausbildung aller Handwerker und Jugendlichen, Einkommens-fördernden Maßnahmen, Gesundheit und nachhaltiger Entwicklung für die gesamte Bevölkerung, damit diese nicht zu Flüchtlingen werden müssen. (Foto: YOU Stiftung- Bildung für Kinder in Not).



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Warum ein Ei am Tag Leben rettet  

Ob in Burkina Faso oder Myanmar: Die YOU Stiftung – Bildung für Kinder in Not setzt sich weltweit gegen Hunger und für Bildung ein. Die Initiative von UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven unterstützt seit 20 Jahren mit mehr als 800 Projekten in 103 Ländern.
 
In diesen Tagen werden in Deutschland wieder Weihnachtsbäume festlich geschmückt, Geschenke in glitzerndes Papier verpackt und opulentes Essen für die Weihnachtsfeiertage vorbereitet. Zum Fest denken viele Menschen hierzulande aber auch an diejenigen, die es nicht so glücklich getroffen hat. An diejenigen, die in Afrika in einem der ärmsten Länder der Welt leben und täglich gegen Hunger und für Bildung kämpfen müssen. Mit einem Ernährungsprogramm und einem KI-Bildungsangebot bietet die YOU Stiftung – Bildung für Kinder in Not aktuell Hilfe zur Selbsthilfe. Die Initiative von UNESCO-Sonderbotschafterin Ute-Henriette Ohoven unterstützt seit nunmehr 20 Jahren mit mehr als 800 Projekten in 103 Ländern – nicht nur zu Weihnachten.
 
Auch wenn in Europa der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und die Klimakrise momentan die Schlagzeilen bestimmen: „Wir dürfen die Krisenherde der Welt nicht vergessen“, sagt Claudia Jerger.
Die Tochter von Ute-Henriette Ohoven ist bei der YOU-Stiftung für Unternehmenskooperationen zuständig und unterstützt ihre engagierte Mutter bei der Stiftungsarbeit. Ohoven ist seit mehr als 35 Jahren ehrenamtlich tätig und gründete  die Stiftung 2002in Zusammenarbeit mit der deutschen UNESCO-Kommission und der UNESCO in Paris. Bis zum Jahr 2015 hieß die Initiative noch „Stiftung UNESCO – Bildung für Kinder in Not“. Die YOU Stiftung – Bildung für Kinder in Not setzt sich als gemeinnützige Organisation mit Sitz in Düsseldorf für die Grundbedürfnisse notleidender Kinder weltweit ein. „Was Armut Kindern zufügt, kann man sich nicht vorstellen“, sagt Jerger. „Dieser Kreis muss durchbrochen werden!“
 
In den afrikanischen Ländern Burkina Faso und Mali in der Sahel-Zone läuft aktuell zum Beispiel ein Ernährungssicherungsprojekt für Kleinbauern. „Beide Länder gehören zu den ärmsten der Welt“, erklärt Jerger. Der Großteil lebt unter der absoluten Armutsgrenze mit einem Einkommen von unter 1,90 US-Dollar pro Tag. Unter- und Mangelernährung sind das drängendste Problem. Verheerend ist die Hungersnot nicht nur körperlich: „Wenn ein Kind von null bis drei Jahre nicht richtig ernährt wird, beeinflusst das auch massiv die Gehirnentwicklung.“ Allein in Burkina Faso mit seinen rund 21 Millionen Einwohnern sind 1,8 Millionen Kinder unterernährt. Zudem sind über alle Altersgruppen hinweg 25 Prozent der Bevölkerung von Hunger betroffen – auch abhängig von den schwankenden klimatischen Bedingungen und der daraus resultierenden Ernte. Vor allem Proteine sind als Ernährungsbaustein entscheidend, fehlen aber meist. Hier setzt die Stiftung an: Unter dem Motto „Ein hartgekochtes Ei am Tag kann lebensrettend sein“ bietet die Initiative ein Trainingsprogramm auf einer Farm an der Grenze zwischen Burkina Faso und Mali an.
 
Das Pilotprojekt startete 2019 und bildet Kleinbauern in neuen Techniken der modernen Geflügelzucht aus. Da die Trainingsfarm jedes Jahr nur eine limitierte Anzahl an Farmern ausbilden kann, gibt es seit 2021 spezielle Workshops zu Gesundheit, Hygiene und Futter. Nach dem abgeschlossenen Kurz-Training erhält jeder Teilnehmer für seine Familie ein Starterpaket aus Legehennen, Hahn sowie Geflügelfutter als Erstproviant. Legehennen, Hähne, Geflügelfutter und Schulungen für zehn Familien kosten 550 Euro. „Die Tiere dürfen nicht geschlachtet werden“, betont Jerger. Denn das Ei ist die wichtigste Proteinquelle vor Ort, vor allem für Kinder und Schwangere. „Man spricht auch vom Wunder im Ei“, sagt die Düsseldorferin. „Das Ei kann man in diesen Regionen als Lebensretter bezeichnen.“ Vor allem Frauen nutzen das Angebot, um Zugang zu dringend benötigten Lebensmitteln zu erhalten und die Familie zu versorgen. Auch nach der Ausbildung dient die Farm den Kleinbauern weiter als Anlaufstelle für Futterkauf und Fragen. „Es wird sehr gut angenommen“, berichtet Jerger. Fast 1000 Familien haben sich bereits an dem Programm beteiligt. Es entwickelte sich so zu einem Angebot, das die lokale Hungersnot lindert. Denn in den vergangenen Jahren hat sich in Burkina Faso und Mali die starke Armut noch einmal verschlimmert. „Durch Corona und extreme Lockdowns fehlte die Möglichkeit, sich etwas zu erwirtschaften“, sagt Jerger. Hinzu kamen Lieferkettenprobleme und ein extremer Preisaufschwung in den afrikanischen Ländern. Die Hungersnot verstärkten auch die coronabedingt monatelang geschlossenen Schulen. Laut Jerger fielen damit für die Kinder ein Glas Milch und ein Essen am Tag weg, das sie zuvor teils in der Schule bekamen.
 
Corona verschärfte die Hunger- und Bildungskrise gleichermaßen. „144 Millionen Kinder sind schulfern“, sagt Jerger. Zusätzlich werden viele Kinder in Kinderarbeit oder in Kinderehen gezwungen oder sogar dem Organ-Handel geopfert. Weiteres Problem: Die Schulen selbst sind zwar kostenfrei, die indirekten Kosten für die Familien aber sehr hoch, was viele Eltern nicht stemmen können. „Dann wird lieber der älteste Sohn in die Schule geschickt und die Mädchen helfen im Haushalt und bei den Geschwistern mit.“ Ein anderer Grund, warum Eltern ihre Kinder wieder aus der Schule nehmen, ist die mangelnde Qualität der Bildung. „In manchen Ländern besuchen die Kinder vier bis fünf Jahre die Schule und können trotzdem nicht lesen und schreiben, geschweige denn rechnen“, weiß sie. Es sei daher entscheidend, für qualitative Bildung – auch außerhalb der Schule – zu sorgen.
 
An diesen Punkt knüpft die Bildungsinitiative KI Rori an. Im Juni 2022 startete die Kooperation mit dem langjährigen YOU Partner Rising Acadmies in Westafrika. Rori ist ein KI-Chatbot, der über WhatsApp funktioniert und durch Übungen und Erklärungen Interaktionen und zusätzliche Lernminuten für die Schüler generiert – nach der Schule. „Die Künstliche Intelligenz passt sich an das Level des Schülers an“, erklärt Jerger. Neben Mathematik können auch andere Lehrpläne eingearbeitet werden. Eine weiteres wichtiges Projekt der Stiftung ist die Lehrerfortbildung via App. Diese sei besonders in ländlichen Regionen wichtig, in denen es keine Weiterbildung gibt. Erste Erfolge verbucht die KI bereits: Es gibt durchschnittlich 53 zusätzliche Lernminuten pro Tag und Nutzer und mehr als 100.000 Interaktionen in wenigen Monaten insgesamt. „Mit Digitalem kann man mehr Menschen erreichen als mit gedrucktem Material“, ist Jerger überzeugt. „Die Digitalisierung geht in Afrika gut und schnell voran.“ So sei zum Beispiel Ghana sehr fortschrittlich im Digitalbereich: Bis 2025 sollen 95 Prozent des Landes mit Internet versorgt sein. Und: 65 Prozent der Sub-Sahara werden laut Jerger bis 2025 ein günstiges Smartphone besitzen.
 
Ob Bildung oder Ernährung: Damit die Projekte der YOU Stiftung auch langfristig eine Zukunft haben, setzt die Organisation auf das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. „Der partizipative Ansatz baut auf Teilhabe und Eigenverantwortung, die gefestigt werden müssen“, sagt Jerger. Die Projekte sind daher so gestaltet, dass die selbsttragend sind, wie Mikro-Unternehmen. Sobald die Stiftung eine Initiative aufgebaut hat, wird sie ansonsten der jeweiligen Interessensgruppe oder dem Ministerium übergeben. „Die Übergabe muss gesichert und das Engagement vor Ort vorhanden sein.“ Ein Unterschied zur reinen Entwicklungsarbeit, die die Stiftung in den Anfangsjahren leistete. Damals sah man die Notwendigkeit und handelte, aber langfristig erreichte man die Einheimischen mit dem Projekt nicht zwingend. „Eigenverantwortung ist die beste Nachhaltigkeit.“ Um weltweit gezielt zu helfen, ob in Burkina Faso oder Myanmar, bietet die Stiftung zudem individuelle Unternehmensprojekte. „Passend zur Firmenphilosophie können wir passgenaue Projekte erstellen. Wir eruieren in den Ländern, was gut wäre für das Unternehmen und die Menschen vor Ort“, erklärt Jerger.
 
Die Projekte der Stiftung für nachhaltige Entwicklung widmen sich den Themen Gesundheit, Wasser, Ernährungssicherheit, Zugang zu IT, Apps zu verschiedenen Themen, Coachings zu Frauen-Empowerment, Solartechnik und Bildung. „Die Innovation und die notwendige Transformation in Bildung bleibt immer unser Fokus“, sagt Jerger. Letztlich sind es viele Einzelaktionen weltweit, um die Not von Kindern und deren Eltern zu lindern und an ihrer Lebenssituation etwas zu verbessern. So wie das Ei, das zum Lebensretter wird.

Spendenkonto
 
Wer die Projekte der Stiftung unterstützen möchte, kann folgendermaßen spenden:
YOU Stiftung – Bildung für Kinder in Not
IBAN: DE87 3004 0000 0348 0100 21
BIC: COBADEFFXXX
Commerzbank AG Düsseldorf
Paypal: www.paypal.me/YOUStiftung

Vera König

21.12.2022 | 14:59

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