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UBS will in London abbauen – wer profitiert?

Die UBS hat einen wichtigen Standort in London. Derzeit sind dort mehr als 5.000 Arbeitskräfte beschäftigt. Knapp ein Drittel von ihnen, genannt wird die Zahle 1.500, könnten wegen des geplanten Brexits demnächst abgezogen werden. Auch wenn die Bank mitteilt, dass es dazu keine Entscheidung gebe, spitzt man in Frankfurt am Main die Ohren.

Sergio Ermotti, Group Chief Executive Officer der Holdinggesellschaft UBS Group AG, hält sich prinzipiell bedeckt, als er der Nachrichtenagentur Nikkei ein Interview gibt. Beim Brexit sei sein Haus auf alles vorbereitet, sagt er zunächst sybillinisch. Dann aber wird er doch deutlicher: „Wir beschäftigen derzeit mehr als 5000 Leute in London und vielleicht könnten 20 bis 30 Prozent unserer Arbeitskräfte betroffen sein.“ London werde aber auch künftig ein wichtiger Finanzplatz sein.

Natürlich, ein wichtiger Finanzplatz. Aber eben einer mit deutlich weniger Bedeutung. Parallel dazu rüstet man in Frankfurt am Main auf. Die stadt am Main soll nun durch ein Fintech-Zentrum aufgewertet werden, das bereits im Oktober eröffnet wird. Im Pollux-Hochhaus an der Frankfurter Messe sollen dann Fintechs und Banken zusammenkommen. Zwar ist das „Tech Quartier“, wie es künftig heißen soll, noch eine Baustelle, aber Hessens Wirtschaftsminister knüpft daran schon jetzt große Hoffnungen: „Das ist ein Schritt hin zu unserem Ziel, Frankfurt zu einem international führenden Standort auf diesem Gebiet zu entwickeln“, sagte er. Und gewiss geht sein Blick dabei auch nach London.

Vorbild ist das Londoner „Level 39“

Das Frankfurter Tech-Quartier soll ein wenig Londoner Atmosphäre an den Main bringen. Im dortigen „Level 39“, das seinen Sitz im 39. Stock des Büroturms im Londoner Finanzviertel Canary Wharf hat, schwärmen junge Unternehmen von den Vorzügen dieses Ortes, denn es sind nicht nur die Büroräume und die Technik, die dieser sogenannte „Inkubator“ neu gegründeten Firmen zur Verfügung stellt. Da sind vor allem auch die Kontakte zu Geldgebern und Mentoren sowie der Zugang zu hunderten von Unternehmen weltweit, die bei Problemen helfen können.

Die Entscheidung der Briten für einen EU-Austritt könnte dem Frankfurter Fintech-Zentrum mehr Bedeutung verleihen. Denn zu denen, die Jobs verlagern, dürften Londoner Finanz-Start-Ups gehören. Und wo die Start-Ups siedeln, sind auch die Großbanken nicht weit. Die UBS und andere Geldhäuser benötigen die frischen Ideen aus der Start-Up-Szene dringend.

Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sieht Frankfurt am Main durch den Brexit gestärkt. Er rechnet fest damit, dass Bankenarbeitsplätze von der Themse an den Main wandern, und er dürfte auch schon mit Axel Weber gesprochen haben, dem UBS-Chairman, der Frankfurt aus seiner Zeit als Bundebankpräsident bestens kennt. Bouffier macht sich zudem dafür stark, dass die Europäische Börsenaufsicht, die bislang ihren Sitz in London hat, nach Frankfurt umzieht. Der hessische Ministerpräsident erwartet weiter, dass sich auch die London-Frankfurter Fusionsbörse am Main ansiedeln wird – und nicht an der Themse.

Auf die UBS wartet also in Frankfurt am Main ein gemachtes Nest. Am Main verfolgt man aufmerksam, wie viele Banken hier landen und wieviele Arbeitsplätze sie mitbringen. Die UBS hat sich vergleichsweise deutlich geäußert. Andere Banken dürften ihrem Beispiel folgen.

06.09.2016 | 22:23

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