Irland: Wieder am Kapitalmarkt
Mitte Dezember hatte Irland als erstes der Krisenländer der Eurozone den Rettungsschirm verlassen. In der vergangenen Woche folgte nun die erste Nagelprobe, sich direkt Geld am Kapitalmarkt zu besorgen. Sie gelang. Das Land steht nun finanziell wieder auf eigenen Füßen und es sieht nach einer Erfolgsgeschichte aus. Einige Fakten trüben jedoch das rosarote Bild.
Die Verfechter der Rettungsmechanismen klopften sich mächtig auf die Schultern, als kurz vor Weihnachten der Schutzmechanismus für Irland auslief. Er wurde 2010 gebildet, um das Land vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren, dessen Staatsfinanzen vor allem durch die taumelnden Banken in Schieflage geraten waren. Insgesamt wurden 67,5 Mrd. Euro Kredithilfen zur Verfügung gestellt. Nun braucht Irland keine weitere Unterstützung und der Ausstieg aus dem Rettungsschirm wird als riesiger Erfolg für das Land und den gesamten Euroraum gewertet.
Die Lage hat sich tatsächlich beruhigt, was sich auch daran zeigt, dass Irland jüngst problemlos und zu relativ moderaten Konditionen neue Staatsanleihen am Markt platzieren konnte. Es nahm 3,75 Mrd. Euro ein. Die erfolgreiche Platzierung am Primärmarkt ließ auch die Rendite am Sekundärmarkt, also an der Börse sinken. Mit 3,26 Prozent fiel sie auf das niedrigste Niveau seit Januar 2006, also weit vor dem Ausbruch der Euro-Krise, und entfernte sich damit weiter von dem Hoch im Juli 2011 von mehr als 14 Prozent.
Es sieht also tatsächlich nach einer Erfolgsgeschichte aus. Sind Irlands Finanzen nun wieder in Ordnung? Mitnichten! Die Verschuldung ist nach wie vor immens. Zwar setzte sich im dritte Quartal die abnehmende Tendenz bei den Nettoauslandsschulden aller Sektoren fort, sodass sie sich mit 176,5 Mrd. Euro weiter von dem Höchstwert von 194,5 Mrd. Euro aus dem ersten Quartal 2012 entfernten. Sie sind aber nach wie vor deutlich höher als vor der Krise. Und auch die Verschuldung der öffentlichen Hand liegt mit 129,3 Mrd. Euro nur knapp unter dem Hoch von 130,9 Mrd. Euro.
13.01.2014 | 09:56