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Das neue Öl der Mobilität

Innovationen verändern derzeit die Art und Weise, wie wir uns in Zukunft fortbewegen. Auf diesem Gebiet gibt es viele neue Trends. Bei allen sind bayerische Unternehmen federführend mit dabei.

Wer ist nicht schon völlig genervt ewig lang durch die Straßen der Münchner City auf der Suche nach einem Parkplatz gefahren? Und wenn man schließlich einen Stellplatz gefunden hat, dann hat man nicht das passende Kleingeld für die Parkuhr parat. Wäre es nicht komfortabel, wenn einem eine App freie Stellplätze am Straßenrand oder in Parkhäusern anzeigen würde? Und man den Parkplatz sogar im Voraus buchen und gleich online bezahlen könnte? Das wird es vermutlich bald geben. BMW hat kürzlich eine Beteiligung an Parkmobile erworben. Das Unternehmen ist mit rund 10 Mio. Kunden in mehr als 600 Städten weltweit der führende Anbieter von mobilen Angeboten für die Reservierung, Buchung und bargeldlose Bezahlung von Parkplätzen. Noch gibt es dieses Angebot nur in den USA, aber bald soll es auf den europäischen Markt ausgedehnt werden.

Solche Offerten sind die Antwort der Automobilunternehmen auf den Wandel der Mobilitätsmärkte. Die Pkw-Hersteller verfeinern nicht nur Antriebsstränge, reduzieren den Spritverbrauch und entwickeln neue Sicherheitstechnologien, sondern sie wandeln sich auch zum umfassenden Mobilitätsanbieter. Dabei steht eine Verzahnung aller Verkehrsträger im Mittelpunkt. „Dafür müssen wir die Mauern zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr einreißen“, so Audi-Chef Rupert Stadler. „Unsere Vision ist es, durch Zielsteuerung die Mobilität in der Stadt in ein flexibles System zu verwandeln, in dem alle Transportmittel nahtlos ineinandergreifen“, führt der Architekt Max Schwitalla aus, der bei dem Audi-Projekt Urban Tech Republic mitarbeitet.

Auch wenn das Auto noch immer ein beliebtes Statusobjekt ist und es vermutlich bleiben wird, führen die Enge in den Großstädten und der komfortablere öffent­liche Nahverkehr dazu, dass sich auch begeisterte Autofahrer mit dem Gedanken an solch neue Möglichkeiten anfreunden. Selbst wenn es zu wirklich funktionierenden Konzepten noch ein weiter Weg ist, weisen alle Entwicklungen in diese Richtung. Dabei spielt die Digitalisierung eine zentrale Rolle. Denn die Systeme müssen in Echtzeit auf veränderte Verkehrsbedingungen und vielleicht sogar auf Nutzergewohnheiten reagieren, damit sie für die Anwender wirklich interessant sind. Auch wenn es einzelne Ansätze wie Carsharing oder Parkmobile gibt, fehlen noch eine umfassende Verknüpfung und durchgängige Integration verschiedener Mobilitätsdienste. Eine zentrale Rolle wird dabei das Smartphone als Steuerungszentrale spielen.

Es bleiben noch zahlreiche Probleme zu lösen, damit das Ganze wirklich anwenderfreundlich wird. Dafür müssten die Möglichkeiten des Mobile Payment besser ausgebaut werden. Auch müsste es bessere Mobilnetzverbindung im Auto geben, die auch in Gegenden mit schlecht ausgebautem Netz gut funktionieren. Denn für die zukünftige Vernetzung der Fahrzeuge sind gute Verbindungen notwendig. BMW hat auf dem Mobile Word Congress in Barcelona Anfang März eine neue Mini-Funkzelle vorgestellt, die über die Fahrzeugantenne für eine optimale Kopplung mit dem Mobilfunknetz bei gleichzeitiger Reduzierung der elektromagnetischen Strahlung im Innenraum sorgt.

Der „Fahrer“ im selbstfahrenden Auto

Immer mehr Elektronik im Auto erfordert auch eine neue Ausstattung. Der bayerische Autozulieferer Dräxlmeyer aus Vilsbiburg forscht an Technolo­gien, die mehr Spannung auf das Bordnetz bringen. Sicher ist jetzt schon, dass die Neuentwicklungen mit Spannungsebenen von 12 und 48 Volt sowie Hochvolt das Leitungsnetz revolutionieren werden. Aber es sind noch einige technische Fragen zu lösen, darunter auch Sicherheitsprobleme. Auf jeden Fall werden die neuen Lösungen kleiner und leichter sein, denn bei allen Neuentwicklungen haben die Hersteller den CO2-Ausstoß im Blick. Vor diesem Hintergrund ist auch eine Erfindung der Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach zu sehen, nämlich ein neuer elektrischer Radnabenantrieb. Die kompakte Bündelung der Antriebsmodule in der Felge schafft mehr Platz im Inneren des Fahrzeugs und vergrößert die Wendigkeit des Autos. Nach Ansicht von Schaeffler sind solche hochintegrierten Radnabenantriebe ein Schlüssel für neue Fahrzeugkonzepte, wie sie in Megacities gebraucht werden.

Zu den automobilen Trendthemen, bei denen noch viele Pro­bleme nicht gelöst sind, gehört auch das autonome Fahren. Forscher versuchen derzeit herauszufinden, wie man die Aufmerksamkeit erhalten kann und wie und wann man die Führung des Fahrzeugs wieder an den Fahrer zurückgibt. Antworten könnte eventuell die Gaming-Branche geben. Ohnehin beschäftigen sich einige Forscher mit dem Thema, was die Automobil- von der Computerspiele-Industrie lernen kann. Darüber hinaus wird an vielen weiteren Innovationen geforscht, zum Beispiel an einem Autositz, der das EKG aufzeichnet oder den Glukosespiegel misst oder bei erhöhtem Pollenflug Allergiealarm auslöst. fr


Foto: BMW.

31.05.2015 | 06:36

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