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Deutsche Lohnkosten extrem hoch

Höhere Gehälter und Lohnnebenkosten haben Arbeit in Deutschland teurer gemacht. Im ersten Quartal kostete eine Stunde Arbeit 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Im internationalen Vergleich sind die Lohnkosten inzwischen dramatisch hoch

Arbeitgeber des produzierenden Gewerbes und wirtschaftlicher Dienstleistungen bezahlten 2018 in Deutschland durchschnittlich 35 Euro für eine Arbeitsstunde, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Die Arbeitskosten liegen damit um fast ein Drittel über dem EU-Durchschnitt. Gemessen am EU-Durchschnitt von 26,60 Euro zahlten sie damit 32 Prozent mehr. In Bulgarien - billigster Standort der EU - werden durchschnittlich nur  5,30 Euro gezahlt. In Bulgarien und Rumänien wird sogar deutlich günstiger als in China produziert. Aber auch in Lettland, Litauen, Polen, Ungarn und Kroatien kostet eine Arbeitsstunde nur 10 Euro.

In Deutschland sind die Bruttoverdienste binnen Jahresfrist um 2,5 Prozent gestiegen. Viele Beschäftigte profitieren von steigenden Löhnen. Die Lohnnebenkosten wie Sozialabgaben und Lohnfortzahlungen legten um 2,4 Prozent zu.

Im exportabhängigen verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostet eine Arbeitsstunde nunmehr durchschnittlich 40 Euro. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war damit 48 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt (27 Euro).

Arbeitskosten setzen sich aus Bruttoverdiensten und Lohnnebenkosten zusammen. Im Jahr 2018 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände forderte kürzlich ein "Stoppzeichen gegen den Daueranstieg von Sozialabgaben", da bei einem Durchschnittsverdiener netto gerade einmal die Hälfte von dem ankomme, was der Arbeitgeber für ihn zahle. Die Industriestaatenorganisation OECD empfiehlt der Bundesregierung, Arbeitseinkommen weniger und dafür Einkünfte aus Kapital, Eigentum und Erbschaften stärker zu besteuern.

Der Chefvolkswirt des International Institute for Management Development, Christos Cabolis, warnt Deutschland in Anbetracht der extrem hohen Lohnkosten vor dem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. Deutschland falle auch wegen der zu hohen Steuern international zurück: „Die Regierung hat es bisher nicht geschafft, die Steuern signifikant zu senken. Die hohe Abgabenlast ist der größte Schwachunkt für den Standort Deutschland. Außerdem ist das Steuersystem zu kompliziert. Daher landet Deutschland in unserem Ranking bei der Steuerpolitik nur auf Platz 59 von 63 untersuchten Ländern. Gegenüber dem Vorjahr hat es sich sogar um einen Platz verschlechtert. Beim effektiven persönlichen Einkommensteuersatz liegt Deutschland abgeschlagen auf Rang 55. Im Schnitt gehen 26 Prozent des Pro-Kopf-Einkommens an den Staat. Im internationalen Durchschnitt sind es nur knapp 17 Prozent. Unternehmen müssen mehr als 30 Prozent ihres Gewinns an den Fiskus abführen, im internationalen Durchschnitt liegt die Quote nur bei 23 Prozent. Dazu kommt die außerordentlich hohe Belastung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern durch die Sozialversicherungsbeiträge. Diese machen in Deutschland mehr als 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Im Schnitt der untersuchten Länder liegt die Sozialabgabenquote nur halb so hoch.“

WIKU

18.07.2019 | 12:31

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