(Bild: Lan Anh Nguyen)



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Frauen haben das erste Wort: Lan Anh Nguyen

Lan Anh Nguyen verantwortet die CEO-Kommunikation bei Engel & Völkers und lehrt als Dozentin für Public Relations an der Hochschule Hannover. Im Montagsinterview spricht die Hamburgerin über ihre Leidenschaft Börse, erklärt, warum Geldanalage für Frauen besonders wichtig ist und warum sie beim diesjährigen Miss Germany-Wettbewerb mitmacht und was sie sich davon verspricht.

WirtschaftsKurier: Frau Nguyen, wie war Ihr Wochenende?

Lan Anh Nguyen: Mein Wochenende stand im Zeichen der Joie de Vivre und des Rebalancings. Ich habe mein Aktien-Portfolio aufgestockt und in französische Couture investiert.

Sie wollen Frauen den Finanzmarkt näherbringen – wie kommen Sie darauf? Bedarf es da Extra-Kurse?

Der strategische Vermögensaufbau ist für uns Frauen besonders wichtig, da wir im Durchschnitt vier Jahre älter werden als Männer. Dementsprechend müssen wir mit unserer Rente länger auskommen bzw. mit privaten Ersparnissen die Einkommenslücken schließen. Wer sich vom Finanzkorsett befreien und die Gürtel seiner Culottes nicht enger schnallen möchte, sollte über die renditestarken Anlagemöglichkeiten am Finanzmarkt nachdenken. In Deutschland sind bislang nur 36 Prozent der Aktionäre weiblich. Ich sehe hier großes Aufholpotenzial und möchte die Ladies dazu ermutigen, in die eigene Finanzbildung zu investieren und an der Börse aktiv zu werden.

Was machen Frauen als Anlegerinnen anders?

Frauen denken langfristiger, sie agieren konservativer bei der Anlagestrategie und bewahren auch bei Kursschwankungen die Contenance.

Sie sind auch zur Miss Germany nominiert – was bedeutet das für Sie?

Ich freue mich, dass meine Ambitionen zur Finanzaufklärung auf positive Resonanz bei der Jury gestoßen ist. Das neue Format von Miss Germany hat sich dem Zeitgeist angepasst. Es geht über Schönheit hinaus und bietet uns Kandidatinnen eine Plattform, um auf gesellschaftsrelevante Themen aufmerksam zu machen. Der Wettbewerb eröffnet mir den Zugang zu einer konsum- und lifestyle-affinen Zielgruppe, die ich nachhaltig für das Aktien-Shopping an der Xetra, LSE, Euronext Paris, HKEX und Nasdaq begeistern möchte.

Laut jüngster OECD-Studie werden Frauen in Deutschland besonders schlecht bezahlt: Sie verdienen 78 Cent für jeden Euro, den ein Mann verdient. Woran liegt das?
Es liegt am Mindset. In Gehaltsverhandlungen trauen sich viele Frauen nicht ihren Marktwert gegenüber ihren Vorgesetzen zu kommunizieren und eine leistungsgerechte Vergütung einzufordern. Die Herren der Schöpfung sind hier oftmals selbstbewusster. Dabei ist das Einkommen der stärkste Hebel für den Vermögensaufbau.

Wird in Deutschland von der Politik zu wenig für die Gleichstellung getan?

In der Arbeitswelt haben die gesetzlichen Fördermaßnahmen der Bundesregierung bereits zu positiven Entwicklungen in der Gleichstellung beigetragen. Wenn wir jedoch auf die Geschlechterverteilung der Aktionäre hierzulande blicken, manifestiert sich das Ungleichgewicht. Das deutsche Aktieninstitut hat in seinem Bericht für 2020 ermittelt, dass rund 7,9 Millionen Männer in Aktien investiert sind. Demgegenüber stehen nur 4,5 Millionen weibliche Anleger. Hier muss die Politik einen bildungspolitischen Ansatz schaffen, der mit Finanzaufklärung in den Schulen beginnt.

Brauchen wir eine Frauenquote in Führungsetagen?

Wer seine fachliche Qualifikation mit Geschäftserfolgen und Referenzen unterlegen kann, schafft es meiner Ansicht nach auch ohne Quote in eine Führungsposition. Dank ihres femininen Naturells bringen Frauen häufig eine emotionale Intelligenz und soziale Kompetenzen mit, die sehr bereichernd für die Führung einzelner Teams und ganzer Unternehmen sind.

Zum Schluss ein Wort an die Männer....

Meine Herren, wann haben Sie zuletzt mit einer Frau über Geld gesprochen? Als Börsendütantin bei Miss Germany lerne ich selbst noch jeden Tag über die Finanzwelt dazu. Ich eröffne Ihnen auf Instagram (@mademoiselle_lan / www.instagram.com/mademoiselle_lan/) einen Blick in meine Lebenswelt und freue mich auf den Austausch mit Ihnen über Aktien, Finanzen und Co.

Das Gespräch führte Oliver Stock

06.09.2021 | 09:27

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