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Bill Gross: Notenbanken müssen Zeichen am Markt setzen

Der Janus-Anlagestratege Bill Gross ist der Meinung, dass sich die Niedrigzinspolitik der Notenbanken als teurer Irrtum erwiesen hat. Gross begründet und kommentiert dies in seinem Investment Outlook August 2015 wie folgt: Die quasi Null-Zins-Politik der großen Notenbanken ist nicht die Lösung, sondern Teil des Problems eines zu geringen Wachstums der Weltwirtschaft und mangelnder Investitionen seitens der Unternehmen.

Es gibt daher für die Fed keinen ernsthaften Grund zu fürchten, dass eine Leitzinserhöhung im September zu einer globalen wirtschaftlichen Katastrophe führen könne. Zu dieser Einschätzung kommt Bill Gross, Fondsmanager und Anlagestratege des amerikanischen Asset Manager Janus Capital in seinem aktuellen Investmentausblick. „Der Grund, warum, die Fed ihre Zinsen erhöhen wird, ist nicht das steigende Inflationsrisiko oder die anhaltend sinkende Arbeitslosigkeit in der US-Wirtschaft“, sagt Gross. „Der Grund ist, dass die großen Notenbanken herausgefordert sind, an den internationalen Finanzmärkten ein Zeichen zu setzen - nämlich, dass sie klüger geworden sind und aus den vergangenen Jahren gelernt haben - und dass lange Zeit geltende Grundregeln der Geldpolitik auf den historischen Müllhaufen der Ökonomie geworfen werden müssen.“

Eindrucksvoller Beleg dafür sind dem Anlageexperten zufolge die nun schon über Jahre hinweg vergleichsweise schwachen makroökonomischen Rahmendaten - allen voran in der Eurozone. „An den Finanzmärkten haben die niedrigen Zinsen die Anleihekurse und Aktienbewertungen nach oben getrieben – aber zum erhofften Transmissionseffekt auf die Reallöhne ist es nicht gekommen“, erläutert Gross. „Auch in der Güterwirtschaft ist das Kalkül nicht aufgegangen. Die Notenbanken haben zwar Schritt für Schritt die Fremdkapitalkosten Richtung null gedrückt in der Hoffnung, dass der private Sektor den Köder schluckt und in neue Technologien, Ausrüstung und Innovation investiert. Aber so ist es nicht gekommen.

Die Investitionen der Unternehmen sind weiterhin schwach.“ Nach Gross' Meinung sind dafür zum einen strukturelle Gründe verantwortlich, die er in seiner These des 'New Normal' zusammengefasst hat - demografischer Wandel, schärfere Regulierung und der voranschreitende Ersatz von Arbeit durch technologischen Fortschritt. Aber es gebe auch einige negative Effekte, die direkte Folge der Niedrigzinspolitik seien. „Die Spreads von Hochzinsanleihen zu Anleihen mit erstklassiger Qualität engen sich immer mehr ein, so dass sich auch unrentable Unternehmen günstig finanzieren und quasi als "Zombie-Firmen" weitermachen können anstatt aus dem Markt zu scheiden“, beobachtet  der Janus-Fondsmanager. „Und die finanziell soliden Unternehmen verwenden das billig aufgenommene Geld lieber, um Aktien zurückzukaufen anstatt es für reale Investitionen zu verwenden.“

Gross verweist auf den jüngsten Jahresbericht der Bank für Internationale Zusammenarbeit, in dem die "Bank der Notenbanken" darauf hingewiesen hat, dass ultra-niedrige Zinsen mittel- bis langfristig erhebliche Kosten nach sich ziehen werden wie etwa Preisverwerfungen an den Finanzmärkten, eine sinkende Solvenz von Versicherungen und Pensionsfonds und das Austesten von ökonomischen, technischen, legalen und politischen Grenzen. „Niedrige Zinsen können ein - ökonomisches - Fieber nicht heilen - sie drohen vielmehr die Temperatur des Patienten so stark zu erhöhen, dass es lebensbedrohlich wird“, ist Gross überzeugt.

12.08.2015 | 12:40

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