(Bild: WMG)



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Macher der Woche: Paolo Figliuolo

Der General ist seit März von Regierungschef Mario Draghi zum Verantwortlichen für die Impfkampagne ernannt worden. Er führt seinen Auftrag mit militärischer Präzision aus. Und siehe: Mit einmal läuft es in Italien rund.
 
Seit einem Monat steht er nun im Abwehrkampf: General Paolo Figliuolo, von Regierungschef Mario Draghi ernannter, oberster Pandemiebekämpfer – und inzwischen ist nichts mehr wie es war. Der Logistikchef des italienischen Heeres hat die Impfzentren in den größeren italienischen Städte zu wahren Stützpunkten ausgebaut. Geimpft wird hier an jedem Tag der Woche 24 Stunden lang. Draghis Marschbefehl lautet, bis September die sogenannte Herdenimmunität für die Italiener zu erreichen. Und Figliuolo ist gewohnt; Befehle punktgenau auszuführen.
 
Vier Minuten pro Patient
 
Der General mit dem glattrasierten kantigen Gesicht und dem dunklen Haar war in Afghanistan und dem Kosovo im Einsatz. Seit er der oberster Impf-Befehlshaber des Landes ist, sprechen italienische Journalisten von einer „Militarisierung der Impfkampagne“. Statt wie sein Vorgänger auf der Piazza Pavillons aus nachhaltigem Stoff zu bauen und ein fröhliches Signet zu entwerfen, das die Italiener zum Impfen animieren sollte, baut der 59 jährige Figliuolo auf militärische Infrastruktur: Kasernen und Turnhallen werden zu Impfzentren, vier Minuten pro Patient lautet die Vorgabe, und der Stabsarzt greift auch mal selbst zur Spritze. Zu den Soldaten kommen bis zu 300 000 Helfer aus dem Zivilschutz - und siehe: Die auch in Italien schleppend angelaufene Impfkampagne nimmt Fahrt auf.
 
Figliuolo kommt von der italienischen Offizierskaderschmiede: der Militärakademie in Modena, wo er die Ausbildung zum Gebirgsjäger absolvierte, bevor er 1999 seine erste Mission als Kommandeur der Truppen in den Bergen des Kosovo übernahm. Sein Spezialität: die Logistik. Und die soll auch jetzt so reibungslos funktionieren, dass Italien die Zahl der täglich ausgegebenen Dosen von 170 000 auf eine halbe Millionen erhöhen kann. Dazu geht der General auch mal selbst auf Einkaufstour: Acht Millionen Impfdosen hat das Land, Die Zahl soll sich in den nächsten zwei Wochen verdoppeln. Der General setzt aufs agile Impfen: „Gezielte, selektive und punktuelle Abweichungen von der Planung“ will Figliuolo akzeptieren, um dort schnell eingreifen zu können, wo sich Infektionsherde bilden. Der Armeegeneral legt deswegen 1,5 Prozent des Impfstoffes zurück, bildet eine mobile Eingreiftruppe, die diesen Impfstoff sofort dahin schafft, wo er dringend gebraucht wird.
 
Bundeswehr wartet auf Amtshilfeantrag
 
Für Figliuolo hat sich damit ein Einsatzspektrum geöffnet, bei dem deutsche Generäle neidisch werden könnten. Hierzulande helfen nach Angaben einer Sprecherin des Verteidigungsministeriums etwa 3000 Soldaten in Impfzentren aus. Mehr machen könne man schon, allerdings müssten dazu die verantwortlichen Behörden Amtshilfe beantragen. Im rheinland-pfälzischen Lebach ist es Ostersonntag so weit: Dort öffnet die Bundesweh ein Impfzentrum, das nach italienischen Vorbild 24 Stunden am Tag geöffnet ist.                     

Oliver Stock

02.04.2021 | 14:49

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