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Opel muss 17 Milliarden einsparen

 

Der Verkauf von Opel durch GM ist besiegelt. Das Motto von PSA-Tavares: „If you can’t beat them, join them!“ Der Fortbestand des Autoherstellers wird vom neuen Eigentümers nicht garantiert. Die Opelaner selbst sollen um ihr Leben kämpfen. Das Einsparziel ist derweil schon klar formuliert worden. 1,7 Milliarden Euro jedes Jahr, bis 2026: macht summa summarum 17 Milliarden.

Die Börsianer und übrigens auch die Mehrzahl der Experten sehen den Verkauf des Traditions-Autobauers aus Deutschland von General Motors an den französischen Autobauer durchaus positiv. Ein Champion für Europa – das ist der Traum. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries, durch Parteizugehörigkeit schon Lobbyistin der Arbeitnehmer, gibt die Marschrichtung vor: „Oberste Priorität hat die Einhaltung der bestehenden Verpflichtungen.“

PSA-Chef Carlos Tavares ist vom Kauf überzeugt: „Vor allem macht das Sinn, weil es in einigen großen Märkten Kunden gibt, die einfach keine französischen Autos kaufen wollen, egal, was wie groß die Fortschritte sind, die wir gemacht haben. Diese Kunden ziehen aber deutsche Autos in Betracht. Einfach, weil der Ruf deutscher Autos, vor allem von Premiumautos, ihnen vorauseilt.“ Das ist ein sehr offenes Eingeständnis.

Aber dieses Eingeständnis offenbart auch geschäftliche Klugheit des neuen Eigentümers, die sowohl für Opel wie auch für die an Opel hängenden Vauxhall-Werke in Großbritannien gilt: „If you can’t beat them, join them“, sagt man dazu auf der noch zur EU gehörenden Insel. Doch dieser Eigentümerwechsel hat seinen Preis, und der ist gepfeffert und gesalzen. 1,7 Milliarden Euro sollen die Opelaner einsparen, jedes Jahr, bis 2026. Macht 17 Milliarden. Wie das mit den Forderungen der Bundesarbeitsministerin in einklang zu bringen ist, bleibt ein großes Geheimnis.

Gute Miene zum Einsparziel

Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, die zuletzt mahnend darauf hinwies, dass rund um den Übernahmepoker zwischen PSA und Opel die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern nicht vergessen werden dürften, sieht die Gespräche positiv. „Die Kooperation auf deutsch-französischer Basis kann wirklich ein Champion-Unternehmen hervorbringen. Deswegen sind wir über die Entwicklung heute sehr erfreut“, frohlockt die SPD-Politikerin. Für große Autopläne haben Sozialdemokraten eben eine kleine Schwäche. Der große Schatten Gerhard Schröders schwebt in diesem Punkt bei den Genossen über allem.

die Ministerin für Soziales, Nahles, spricht derweil von einer „Win-Win-Situation“. In der Tat würden Opel und PSA Peugeot-Citroën gut zueinander passen: Sie seien nicht nur geographische Nachbarn, sondern bauten auch ähnliche Modelle für zum Teil identische Absatzmärkte. Da verwundert es wenig, dass es bereits in der Vergangenheit Pläne für eine breitangelegte Allianz gab, von denen man sich allerdings 2012 verabschiedete. Bei der Produktion von SUV und Minivans arbeiten beide noch immer (oder sollte es eher heißen: schon?!) Hand in Hand zusammen.

Der Marktanteil von PSA und Opel wird nun 16,3 Prozent am europäischen Automobilmarkt betragen. Spitzenreiter VW kommt derzeit auf 24,1 Prozent. Durch den Zukauf von Opel könnte PSA ganz nebenbei auch gegenüber seinem Erzrivalen Renault punkten, der vergangenes Jahr seit langer Zeit wieder die Nase vorn hatte und mehr Autos an den Kunden brachte als PSA. Das war mit 3,18 Millionen zu 3,14 Millionen Autos zwar knapp, aber Renault ist 2016 vorn gewesen.

Die Synergieeffekte aus dem Zukauf von Opel sollen PSA nun auf die Überholspur führen, und zwar sowohl in Frankreich als auch in den übrigen europäischen Märkten – und vielleicht sogar im fernen China, das Reich der Mitte, das durch Konzernorder aus Detroit für Opel bislang so entrückt war wie das sagenhafte Shangri-La. Es darf wieder geträumt werden bei Opel – trotz der sorgen um Standorte und Arbeitsplätze. sig, mit Material von WIM

08.03.2017 | 13:57

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