Deutschland vs. Frankreich - Wer arbeitet mehr und warum?
Wer kennt sie nicht, die Vorurteile über Deutsche und Franzosen. Wer arbeitet mehr und in welchem Land sind Überstunden an der Tagesordnung? Wir haben nach Antworten auf diese Fragen gesucht und darauf, wie sich das EuGH-Urteil zur Arbeitszeiterfassung auf die Unternehmen in beiden Ländern auswirkt. Die aktuelle Gesundheitskrise und die daraus resultierende Umstellung vieler Firmen auf Home Office macht dieses Thema umso relevanter.
Zu diesen Themen hat kiwiHR 1.000 Arbeitnehmer in beiden Ländern befragt.
Die Umfrage hat einige dieser Vorteile widerlegen können und spannende Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern und den Geschlechtern aufgezeigt.
Theoretisch arbeiten die Franzosen 2 Wochen mehr pro Jahr als die Deutschen, aber...
Laut Vertrag arbeiten deutsche Angestellte im Durchschnitt 36,6 Stunden, gegenüber den französischen Angestellten, deren reguläre Arbeitszeit 38,2 Stunden beträgt. Das ist eine Differenz von 1,6 Stunden pro Woche, was bedeuten würde, dass die Franzosen also 2 Wochen mehr pro Jahr arbeiten würden als die Deutschen. Tatsächlich aber arbeiten in Deutschland die Menschen am meisten. Auf die Frage "Wie viele Stunden arbeiten Sie wirklich?" haben die Deutschen durchschnittlich 37,9 Stunden pro Woche gegenüber den 36,7 Stunden der Franzosen angegeben.
Überstunden: Die Deutschen benötigen mehr Zeit für Ihre Aufgaben, während die Franzosen ihr Gehalt etwas aufrunden möchten
Zwar geben 90% der befragten Arbeitnehmer in beiden Ländern an, Überstunden zu leisten, aber die Gründe dafür sind unterschiedlich. Die Deutschen geben an, Überstunden aus Zeitmangel zu leisten (39%), was nur bei 30% der französischen Arbeitnehmer der Fall ist. Dabei ist das für 45% der deutschen Frauen und 33% der Männer der wichtigste Grund.
Der Hauptgrund, den französische Arbeitnehmer für ihre Motivation, Überstunden zu machen, anführen, ist ganz klar: mehr zu arbeiten, um mehr zu verdienen. 43% sagen, dass sie mehr Geld verdienen müssen, im Vergleich zu nur 25% der Deutschen.
Als zweiten Grund für Überstunden nennen die deutschen, dass sie sie mit Freizeitausgleich abbauen können. Einzelheiten zu den Antworten finden Sie hier: bit.ly/3kfsAvg
Deutlich mehr Frauen verbringen mehr Zeit damit, ihre E-Mails außerhalb der Arbeitszeit zu überprüfen
Durchschnittlich 1 Stunde 8 Minuten verbringen deutsche Frauen damit, in ihrer Freizeit Arbeitsmails zu beantworten. Bei den Männern sind es dagegen 38 Minuten. Französische Arbeitnehmerinnen prüfen ihre beruflichen Nachrichten täglich 10 Minuten mehr als ihre männlichen Kollegen, d.h. im Durchschnitt 32 Minuten.
Mehr als 70% der Arbeitnehmer sind für die obligatorische Arbeitszeiterfassung im Unternehmen
Auch wenn 67% der deutschen Arbeitnehmer und 75% der französischen der Meinung sind, dass die Überwachung der Arbeitszeiten ein Instrument zu deren besserer Kontrolle ist, finden letztere sie sehr vorteilhaft:
62% der Deutschen und Franzosen glauben, dass es die Produktivität erhöht.
85% der Deutschen und 74% der Franzosen sind der Meinung, dass die Erfassung der Arbeitszeit es ihnen ermöglicht, ihre Überstunden gerecht zu vergüten.
66 % der Deutschen denken, dass die Arbeitszeiterfassung Konflikte reduziert.
Für Reza Madjidi, Co-Founder von kiwiHR, muss die Überwachung der Arbeitszeiten transparent sein.
"Was die obligatorische Maßnahme der Arbeitszeiterfassung in den Unternehmen betrifft, so kommt es darauf an, transparente, effiziente Systeme zu fördern, die den Rechten der Arbeitnehmer entsprechen, damit sie sich nicht als Kontrollinstrumente aufdrängen, sondern als echte Unterstützung. Stempeluhr (36%) und Papierdokumente (32%) sind bei den Deutschen die beliebtesten Art der Zeiterfassung. WIr können uns sicher sein, dass die Benutzerfreundlichkeit und Transparenz, die neue HR-Software bietet, die Arbeitgeber dazu ermutigen wird, zunehmend diese Art moderner Lösungen einzusetzen, die ihre Bedürfnissen besser entsprechen."
22.10.2020 | 16:31