Die Preisträgerin des Bruno H. Schubert-Preises 2021 in Kategorie 1, Julia Miranda Londoño. Foto: Juan Carlos Sierra Semana).



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Preisgekrönter Einsatz für die Lebensader Amazonas-Regenwald

Sie engagieren sich besonders im Amazonas: Der Bruno H. Schubert-Preis 2021 zeichnete nun vier Persönlichkeiten für ihren Einsatz zum Schutz des Regenwalds aus.

Die Bruno H. Schubert-Stiftung hat im 38. Jahr den Bruno H. Schubert-Preis vergeben. Die Preisverleihung fand pandemiebedingt erstmals online statt. Der Bruno H. Schubert-Preis ist mit insgesamt 60.000 Euro einer der am höchsten dotierten privaten Umweltpreise Deutschlands, der in diesem Jahr, dank des Online-Streams weitere Bekanntheit in Deutschland und international erfahren hat. Volker Angres, Leiter der ZDF-Umweltredaktion und Kuratoriumsmitglied der Bruno H. Schubert-Stiftung, führte durch die digitale Veranstaltung.

In diesem Jahr dreht sich alles um Amazonien, eine faszinierende und zugleich bedrohte Region
unserer Erde, die filmisch eingespielt wird. Die vier Preisträgerinnen und Preisträger haben sich auf
herausragende Weise für die Erhaltung der Wälder Amazoniens unter höchstem persönlichen Einsatz
verdient gemacht. Sie wurden aus ihren Wirkungsstätten im Amazonasgebiet Brasilien, Kolumbien
und Peru zur Preisverleihung zugeschaltet. Durch den Livestream konnten auch viele Menschen aus
den Ländern der Ausgezeichneten die Ehrung ihrer Landsleute verfolgen.

Die Jury des Bruno H. Schubert-Preises, der seit 2018 den Zusatz „Frankfurt Conservation Awards“
trägt, war sich unter der Leitung von Prof. Dr. Manfred Niekisch, dem Vorsitzenden des Kuratoriums
der Stiftung, schnell einig, dass die ausgewählten Persönlichkeiten deshalb preiswürdig sind, weil sie
nachweislich dazu beitragen, die Regenwälder Amazoniens zu bewahren.

Preisträgerin der Kategorie 1: Julia Miranda Londoño, Kolumbien

Die Auszeichnung der Kategorie 1 für langjährigen Einsatz im Naturschutz (Lebenswerk) ist dotiert
mit 30.000 Euro.

Von 2004 bis Ende 2020 stand die auf Umweltrecht spezialisierte Anwältin und passionierte
Umweltschützerin an der Spitze der kolumbianischen Nationalparkbehörde. In diesen fast 17 Jahren
gelang es ihr, das Netz an Schutzgebieten in ihrem Land deutlich auszubauen: 15 Schutzgebiete,
zusammen zweieinhalb Mal so groß wie die Schweiz, wurden unter ihrer Führung neu geschaffen
oder erweitert, unter anderem der atemberaubende Chiribiquete-Nationalpark. 59 Nationalparks mit
einer Fläche von 313.000 Quadratkilometern – mehr als 18 Prozent der Landesfläche Kolumbiens und
13 Prozent der nationalen Meeresgebiete – standen unter ihrer Führung.

Als Direktorin der Parkbehörde Parques Nacionales Naturales de Colombia (PNNC) hatte sie zudem
die Gelegenheit, die indigenen Bewohner dieser einzigartigen Welt von Amazonien zu treffen. Diese
Erlebnisse bestätigten Kolumbiens ehemals oberste Parkchefin darin, dass die Erhaltung des Waldes
zentral für die Zukunft ihres Landes ist. Ein Land, das auch fünf Jahre nach der Unterzeichnung eines
Friedensabkommens noch nicht wirklich zur Ruhe gekommen ist und in dem Umwelt- und
Naturschützer gefährlich leben. „Bedrohung oder Entführung von Parkrangern, die im Feld sind, um
illegales Abholzen, Wildtierhandel oder illegalen Rohstoffabbau zu stoppen, ist noch immer an der
Tagesordnung“, sagt Julia Miranda. Auch deswegen will sie weitermachen: „Solange ich die
Gesundheit und Energie dazu habe, werde ich für die Natur, die lokalen Gemeinden, den Naturschutz
und die Schutzgebiete in Kolumbien arbeiten. Ich werde mich nichts anderem als dem Umweltschutz
widmen.“ Ein Satz der die Jury der Bruno H. Schubert Stiftung überzeugte, Julia Miranda für ihr
Lebenswerk auszuzeichnen.

Preisträger der Kategorie 2: Dr. Silvana Campello und George Georgiadis, Brasilien

Die Auszeichnung der Kategorie 2 für besonderen Einsatz im Naturschutz ist mit 15.000 Euro
dotiert.

Die Feuersaison 2020 in Amazonien war noch schlimmer als im Jahr davor, fand aber aufgrund von
Corona leider nur wenig Medienecho. Zwei der Preisträger des diesjährigen Frankfurt Conservation
Award/Bruno H. Schubert-Preises haben jedes Jahr unmittelbar mit diesen Feuern zu kämpfen:
Silvana Campello und George Georgiadis. Die beiden haben sich vor mehr als 20 Jahren dem Schutz
des Cantão State Park in ihrem Heimatland Brasilien verschrieben. Dass dies in Brasilien, wo das
politische Klima dem Naturschutz nicht gerade förderlich ist, auch ein persönliches Risiko darstellen
kann, ist ihnen bewusst, hindert sie jedoch nicht am Weitermachen.

In Cantão investierten Silvana Campello und George Georgiadis in den letzten Jahren in ein privates
Schutzgebiet und überzeugten andere Grundbesitzer, sich ebenfalls zu beteiligen. Dadurch entstand
neben dem Cantão State Park ein wichtiger ökologischer Korridor als Puffer in der natürlichen
Übergangszone des Regenwaldes zur Savanne.

Preisträger der Kategorie 2: Teófilo Torres Tuesta, Peru

Die Auszeichnung der Kategorie 2 für besonderen Einsatz im Naturschutz ist mit 15.000 Euro
dotiert.

Teófilo Torres ist der Chef des Yaguas-Nationalparks im Norden Perus. Die Region am Fluss Putumayo
ist auch seine Heimat. Torres hat einen entscheidenden Anteil daran, dass Yaguas überhaupt
Nationalpark wurde. Im September 2015 wurde er zum Leiter der Yaguas Reserved Zone ernannt, um
den zu diesem Zeitpunkt ins Stocken geratenen Nationalpark-Prozess wieder aufzunehmen. Im
Januar 2018 wurde Yaguas zum Nationalpark und 8.700 Quadratkilometer Amazonasregenwald
wurden unter strengen Schutz gestellt.

Vorausgegangen war dem ein Mehrheitsvotum der angrenzenden indigenen Gemeinden. Sie hatten
sich mit ihrer Stimme für den Nationalpark und gegen die Ausbeutung ihrer einzigartigen
Regenwälder durch Holzeinschlag, Goldgewinnung, Viehweiden oder den Anbau von Coca-
Sträuchern ausgesprochen. Es war ihnen bewusst, dass sie selbst dort auf Nutzung würden
verzichten müssen.

Dank Kontrollposten und einer kleinen Rangertruppe ist Yaguas heute eine sichere Schatzkammer
der Natur, Heimat von Rosa Flussdelphinen, Riesenottern, Wollaffen und Jaguaren. Neun von zehn
Parkrangern kommen wie Torres selbst aus den indigenen Gemeinden der Region. Der Frankfurt
Conservation Award für Teófilo Torres wird hoffentlich dazu beitragen, dass das Beispiel auch
andernorts Schule macht und indigene Gemeinden und Naturschutz immer mehr an einem Strang
ziehen.

Hintergrund zum Bruno H. Schubert-Preis

Seit 1983 wird der Bruno H. Schubert-Preis an verdiente Persönlichkeiten für ihr außergewöhnliches
Engagement zur Erhaltung der biologischen Vielfalt unserer Erde verliehen. Seit 2018 trägt der
etablierte Preis zusätzlich den englischen Namen „Frankfurt Conservation Award“, um dem
internationalen Kontext der Preisträgerinnen und Preisträger, die aus den verschiedensten Ländern
kommen und sich weltweit engagieren, Rechnung zu tragen. Unter den bisherigen Preisträgern
finden sich große Namen wie der Franzose Jacques-Yves Cousteau (1983), der Amerikaner Prof.
Edward O. Wilson (1996) oder der Deutsche Prof. Klaus Töpfer (2002).

Der Bruno H. Schubert-Preis wird in drei Kategorien mit einer Gesamthöhe von aktuell 60.000 Euro
im Rahmen der Frankfurt Conservation Awards alle zwei Jahre vergeben.

30.04.2021 | 12:37

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