Stefan Rummel ist Geschäftsführer der Messe München GmbH (Foto: Messe München).



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Warum die Kreislaufwirtschaft an Bedeutung zunehmen wird

Gastbeitrag

Mehr als Mülltrennnung und Dosenpfand: Die Kreislaufwirtschaft ist als Schlüsselindustrie anzusehen. Die Gründe dafür erklärt Stefan Rummel, Geschäftsführer der Messe München.
 

Deutschland soll „globaler Vorreiter für zirkuläre Technologien und Produkte werden.“ Diese Losung gab Bundeskanzler Olaf Scholz im Januar 2024 bei einem Treffen der Allianz für Transformation aus. Dabei verwies er auch auf das hohe ökonomische Potenzial, das mit der Kreislaufwirtschaft verbunden sei. Meines Erachtens geht das Ziel in die richtige Richtung. Denn nicht nur sind die Leistungen der Kreislaufwirtschaft unbestritten, ihre Bedeutung für Deutschland wird in den kommenden Jahren sogar noch weiter zunehmen. Diesen Eindruck teilen wahrscheinlich die meisten, die in den letzten Jahren die IFAT Munich, die Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft, besucht haben. 2024 begrüßen wir vom 13. bis 17. Mai wieder mehr als 3.000 Aussteller, davon mehr als 50 Prozent aus dem Ausland, und dabei insgesamt knapp 300 Weltmarktführer von Aussteller- und Besucherseite.
 
Weil die IFAT Munich die Branche in ihrer ganzen Vielseitigkeit widerspiegelt, verdichten sich dort wie unter einem Brennglas alle fachlichen und politischen Diskussionen, die mit der Kreislaufwirtschaft in Zusammenhang stehen. Aus meiner Sicht sind insbesondere drei Aspekte entscheidend, wenn es um die Frage geht, weshalb die Kreislaufwirtschaft in den kommenden Jahren noch stärker als bisher in den Fokus politischer Entscheidungsträger rücken wird.
 
Erstens: Die ökologische Dimension
 

Der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar, sei es in Form von Hitzeperioden, Starkregen oder anderen Wetterextremen. Dies erfordert einerseits auf allen Ebenen Klimaresilienz sicherzustellen, andererseits aber auch eine weitere Verschlechterung unbedingt zu vermeiden. Genau hier leistet Kreislaufwirtschaft einen wesentlichen Beitrag. Durch die Wiederverwendung von Rohstoffen lassen sich CO2-Emissionen substanziell senken. So sind diese seit 1990 im Sektor Abfallwirtschaft von 38 Millionen Tonnen  CO₂ um 75 Prozent auf nur noch 4,3 Millionen Tonnen CO₂ im Jahr 2022 gesunken.
 
Zweitens: Die geopolitische Dimension
 
Die politische Weltordnung ist in den vergangenen Jahren instabiler geworden, insbesondere seit dem Kriegsausbruch in Osteuropa vor zwei Jahren, der Krise im Nahen Osten und den damit verbundenen politischen Verwerfungen auf internationaler Ebene. In der Folge sind auch die Lieferketten fragiler denn je und das Ziel, die Importabhängigkeit zu senken, gewinnt eine neue Dringlichkeit. Die optimale Wiederverwendung von (Sekundär-)Rohstoffen – und dafür steht die Kreislaufwirtschaft wesentlich – erhöht daher die Versorgungssicherheit in Deutschland.

Drittens: Die ökonomische Dimension
 
Zur ökologischen und geopolitischen Begründung für die hohe Bedeutung der Kreislaufwirtschaft kommt ein dritter Punkt: die marktwirtschaftliche Bedeutung. Mehr als 310.000 qualifizierte und motivierte Beschäftigte arbeiten in fast 11.000 kommunalen und privaten Unternehmen auf allen Stufen der Wertschöpfung und erwirtschaften dabei einen Umsatz von rund 85 Milliarden Euro sowie eine Bruttowertschöpfung von rund 28 Milliarden Euro. Nicht zu Unrecht bemerkte der Bundeskanzler daher im Januar, dass Kreislaufwirtschaft weit mehr sei als „Mülltrennung oder Dosenpfand“: Sie ist eine Schlüsselindustrie.

Stefan Rummel

03.04.2024 | 10:57

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